Grüne Monster # 3: Abendspaziergang im Zauberwald

Am nächsten Tag war im Büro so viel zu tun, dass die Frau es einfach nicht schaffte, in der Mittagspause mit den kleinen grünen Monstern Gassi zu gehen.


Aber sie hatte es doch versprochen …


Als sie spürte, wie die beiden von Stunde zu Stunde immer stiller wurden,
wurde auch sie selbst immer trauriger – und müder – und kraftloser.

Da spürte sie, wie wichtig es für sie selbst schon geworden war,
mit Brüderchen Rechts und Schwesterchen Links unterwegs zu sein.

Und deshalb verlegte sie den Mittagspausenspaziergang
kurzerhand auf den Feierabend.  

Ach wie freuten sie sich alle drei, als es endlich so weit war.
Voller Bewegungsdrang erstürmten sie den nahe liegenden Wald.

Wald mit vielen Bäumen und glitzernden Blättern

So etwas kannten die kleinen grünen Krokodile noch nicht. 

Unter ihren Sohlen auf einmal viele kleine Steinchen,
die leise knackten und knisterten und knirschten.
Manche waren ein bisschen spitz, andere schon rund geschliffen –
und alle fürchterlich staubig.

Schwesterchen Links musste fast niesen, so sehr kribbelte es in der Nase.

Und überhaupt –
es roch ganz anders und alles hörte sich auch plötzlich anders an.

Diese komischen bunten Metallkisten, die so viel Lärm und Gestank machten, waren hier gar nicht mehr zu riechen und zu hören.


Aber es war nicht wirklich ruhig.

Da zwitscherte es und knackte neben dem Weg, es flatterte oben in der Luft, und ganz zart war ein Luftzug in den Bäumen zu hören.


Diese „Bäume“ waren besonders interessant.


So herrlich grün wie Brüderchen und Schwesterchen waren –
so grün waren auch die Bäume.
Viele verschiedene Grüntöne wetteiferten um den Preis
des saftigsten und leuchtendsten Grüns.

Sie hatten Äste – auch das erklärte ihnen die Frau –
und diese wurden vom Wind bewegt.

Manche Äste hatten noch keine Blätter und knarrten deshalb.

Andere hatten schon einzelne grüne Knospen an ihren Zweigen,
die im späten Sonnenlicht leuchteten wie kleine Zauberfeen.


Das blitzte und blinkte ganz wunderschön.


Bald würden alle Zweige voller Blätter und Blüten sein erfuhren sie.

Brüderchen Rechts flüsterte auf einmal „Schwesterchen – ich glaube, die Frau fühlt sich nicht ganz wohl – sie ist gar nicht mehr fröhlich. Und sie erklärt uns auch schon eine Weile nichts mehr. Was sie wohl hat?“

Die Frau hatte ihn gehört und antwortete gleich selbst: „ich habe Sorge, dass wir uns verlaufen haben. Irgendwie kommt mir das hier so unbekannt vor. Schaut mal hier rechts – da sind ganz viele umgestürzte Bäume. Das sieht hier alles fast wie ein kleiner Urwald aus.“

Was machen wir denn dann?“ fragte Schwesterchen Links.

Ach – es ist ja noch eine ganze Weile hell. So groß ist der Wald nicht.
Sicher kommen wir bald am See an – dann weiß ich wieder wo wir sind
“ antwortete die Frau.


Am See kamen sie an diesem Abend nicht mehr an.


Stattdessen an der Tennisklause –
und von dort aus fand die Frau auch ganz einfach
wieder den Weg zum Auto zurück.

Puh – das war grade nochmal gut gegangen.

Da hatten sie schon wieder gemeinsam ein Abenteuer bestanden.

Die kleinen grünen Monster waren nun ganz schön erschöpft und froh,
dass sie sich ausruhen konnten,
als die Frau es sich dann zuhause auf der Couch gemütlich machte.

Ob sie uns morgen den See zeigt?“ murmelte Brüderchen Rechts noch kurz – dann waren sie eingeschlafen.

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