Christi Himmelfahrt – hat das was mit dem Vatertag zu tun?
Wieso steht in meinem Kalender heute eigentlich “Himmelfahrt”,
wenn ihn doch ganz viele “Vatertag” nennen?
Vielleicht sollte ich lieber umgekehrt fragen …
Wie kam es denn dazu, dass “Christi Himmelfahrt” zum Vatertag wurde?
Meine erste spontane Idee :
Weil laut der biblischen Geschichte Jesus zu seinem Vater aufgefahren ist, haben wir deshalb daraus einen Vatertag gemacht …
Dazu fallen mir spontan die vielen Kinder ein, die Sehnsucht nach ihren Vätern haben,
weil ihnen gemeinsame Zeit mit ihren Vätern fehlt.
Sollte das hier auch so sein: der Sohn, der seinem Vater endlich wieder begegnet,
von dem er eine ganze Weile getrennt war …
Sollte das der Grund sein, warum Himmelfahrt und Vatertag in unserer Kultur miteinander verschmolzen sind?
Klingt ein bisschen zu plump, finde ich – und begebe mich, wie üblich, auf Spurensuche
Spurensuche zwischen Himmel und Bollerwagen
Ein kurzer Exkurs: „Was feiern wir da eigentlich?“
Antworten von Quellen* aus dem Netz
Was steckt wirklich hinter dem Feiertag?
Religiöser Ursprung und Bedeutung von Christi Himmelfahrt
Christi Himmelfahrt ist ein christlicher Feiertag, der 40 Tage nach Ostern gefeiert wird. Er erinnert an die Rückkehr Jesu Christi zu seinem Vater in den Himmel, wie es im Neuen Testament beschrieben ist.
Dieser Tag symbolisiert die Erhöhung Jesu und seine Aufnahme zur Rechten Gottes.
Ursprung des Vatertags in Deutschland
Der Vatertag in Deutschland entwickelte sich unabhängig vom religiösen Kontext. Bereits im 19. Jahrhundert begannen Männer, insbesondere im Raum Berlin, an Christi Himmelfahrt Ausflüge zu unternehmen, oft mit Kutschen oder später mit Bollerwagen, begleitet von Alkoholgenuss. Diese sogenannten „Herrentags-Partien“ wurden zu einer Tradition, die sich über die Zeit hinweg etablierte.
Es gibt Hinweise darauf, dass bereits im 17. Jahrhundert Himmelfahrtsprozessionen in Trinkgelagen endeten, was darauf hindeutet, dass weltliche Feiern an diesem Tag eine lange Geschichte haben.
Verbindung zwischen Vatertag und Christi Himmelfahrt
Obwohl der Vatertag keinen direkten religiösen Ursprung hat, wird manchmal eine symbolische Verbindung hergestellt: Jesus kehrt an Himmelfahrt zu seinem Vater zurück, was als Anlass genommen wird, auch irdische Väter zu ehren. Diese Interpretation ist jedoch eher eine nachträgliche Deutung und nicht historisch belegt.
Zwischenfazit
Ich lag mit meiner Vermutung also ziemlich richtig.
Der Vatertag in Deutschland hat sich aus weltlichen Bräuchen entwickelt, die zufällig auf den gleichen Tag wie Christi Himmelfahrt fielen. Während Christi Himmelfahrt ein religiöser Feiertag ist, ist der Vatertag ein gesellschaftlicher Brauch ohne direkten theologischen Hintergrund.
* Wikipedia, EKD, Sinn und Segen, Praxistipps,
und aus öffentlich-rechtlichen Sendern und Magazinen.

Was meine ich eigentlich, wenn ich vom Himmel spreche?
Wer mich kennt, ahnt sicher schon, dass ich dem christlichen Feiertag etwas mehr Aufmerksamkeit widmen will als den Herrentags-Ausflügen.😊
Und noch etwas möchte ich:
Ich möchte über Himmel nachdenken und schreiben.
Himmel – mehr als nur Wolken und Sterne
Für uns ist doch der Himmel zunächst einfach der Platz, den wir sehen, wenn wir nach oben schauen. Der ist blau oder grau oder violett oder weiß. Der hat Wolken – oder auch nicht.
Da ist die Sonne dran aufgehängt und der Mond. Und diese Himmelskörper bewegen sich dort.
Himmel ist doch das, was tagsüber hell und in der Nacht ganz dunkel ist. Ein wunderbarer Hintergrund für die Sternenbeobachtung; sie funkeln manchmal ganz hell, wirken zum Greifen nah – und wir wissen, dass sie in der Realität doch sehr weit entfernt sind.
Eine Menge Lieder gibt es über den Himmel – sicher fällt Dir da einiges ein –
besonders schön finde ich “Der Himmel geht über allen auf” – ein Lied aus der modernen Kirchenmusik, in dem es darum geht, dass alle gemeinsam unter demselben Himmel leben.
Ich möchte diesen wunderbaren Kanon, der auch ein Lied der Friedensbewegung ist, am liebsten in Dauerschleife singen – allerdings macht es mit mehreren Stimmen wesentlich mehr Spaß.
Deshalb habe ich die Aufnahme hier verknüpft –
eine Erinnerung an die Zeiten, als gemeinsames Singen nur online möglich war.
Der Himmel geht über allen auf
Kanon:
Der Himmel geht
über allen auf;
auf alle über,
über allen auf …
(Text: W. Willms, Musik: P. Janssens)
Was ist der Himmel – Ort, Idee oder Gefühl?
Himmel ist noch weit mehr als die Atmosphäre über unseren Köpfen oder gemeinsam Singen.
An Himmel denken wir, wenn wir behaupten, etwas sei himmlisch.
Die himmlische Erdbeertorte, die ich vorgestern genossen habe, zum Beispiel.
Oder das himmlische Gefühl, wenn ich mit einem geliebten Menschen Zeit verbringe.
Eine himmlisch gut gelungene Präsentation, ein Film, ein Buch, ein Konzert –
ein Ausblick aus einem Hotelzimmer in luftiger Höhe oder von einem Berggipfel.
Himmlisch also als Synonym für „unvergleichbar schön, gut, wohltuend“.
Das findet sich auch in den Erläuterungen über die Herkunft des Wortes –
zu umfangreich, um sie hier mit aufzunehmen.
Und mir fallen nun die Menschen ein, bei denen es momentan ganz und gar nicht himmlisch zugeht.
Ob sie nun in der Ukraine, in Gaza, in Israel, in den USA oder auch bei uns in einer Asylanten-Unterkunft leben oder obdachlos sind…
Was kommt nach dem Tod?
Was ist mit Menschen, die wir kannten, die jetzt „nicht mehr hier“ sind?
Der Himmel soll ja auch der Ort sein, wo Menschen und Tiere sind, wenn sie nicht mehr leben.
Sagen viele – und glauben es vielleicht auch.
Oder denken am liebsten nicht darüber nach – gehen lieber zum nächsten Thema über.
Erstaunlicherweise kommen Kinder mit dieser Idee recht gut klar.
Sie fragen nicht, wie es dort aussieht, ob dort alle Platz haben, welche Playlist läuft oder ob es Handys gibt. Eher, ob es jeden Tag Eis gibt und Schokoladenpudding.
Sie akzeptieren „da geht es den Menschen gut.“ Was auch immer das heißt.
Im Laufe des größer Werdens ändern wir unsere Vorstellungen davon, was mit Menschen geschieht, deren Zeit „auf der Erde“ oder „unter uns“ abgelaufen ist, deren Körper nicht länger funktioniert.
Deren Herz nicht mehr schlägt.
Die langsam in ihre Bestandteile zerfallen und wieder “zu Staub” werden, zu Mineralien, zu Nährstoffen für alles, was danach kommt;
deren körperliche Substanz ins Meer verstreut wurde, oder in einem Friedwald oder in einem Grab wieder dem natürlichen Kreislauf aller Zellen zurückgegeben wurde. Nichts geht verloren.
Und was ist Danach?
Das was physisch, chemisch, biologisch vorgeht, verstehen wir.
Was mit der Seele, dem Wesenskern, dem Bewusstsein der Verstorbenen geschieht, bleibt eine Vermutung. Wir versuchen uns an Erklärungen, an Bildern für das, was wir nicht wissen, noch nicht erlebt haben, nicht greifen können.
Letztlich sind alle unsere individuellen Erklärungsversuche und Bilder weder besser noch schlechter als die einfache, kindliche Umschreibung “wir kommen in den Himmel”.
Ein Ort, ein Zustand, wo es uns gut geht. Himmlisch eben.
Manche von uns sagen „die sind jetzt im Himmel“
Andere sagen „es gibt kein danach“
und einige auch „das interessiert mich nicht“
Alles völlig legitim.
Solange jede/r die Meinung anderer toleriert und gelten lassen kann,
denn hier sind wir nicht mehr beim Wissen, sondern beim Glauben.
Einem Glauben, der nicht zwingend mit einer Religion verbunden sein muss.
Wir sind bei dem, was wir als Überzeugung in unserem Herzen, in unserer Seele „tragen“.
40 Tage zwischen Auferstehung und Himmelfahrt?
Nochmal kurz zurück zum Feiertag “Christi Himmelfahrt”, unserem Ausgangspunkt der Überlegungen.
Woran liegt es eigentlich, dass zwischen der Feier der Auferstehung und der Feier der Himmelfahrt fast sechs Wochen liegen?
In den biblischen Erzählungen wird in der Zeit “dazwischen” über Menschen berichtet, die die Kraft der “guten Nachricht” ganz deutlich spürten. Obwohl er physisch abwesend war, sagten sie “Jesus war wieder bei uns”, weil sie seine Präsenz und sein Wirken so stark wahrnehmen konnten.
Wir kennen das von sehr beeindruckenden Menschen, die gar nicht im selben Raum sein müssen um zu “wirken”.
Liturgisch wird es als rechnerische Parallele zu den 40 Tagen Fastenzeit VOR Ostern begründet.
Aus meiner Sicht braucht man im Kirchenjahr einfach ein bisschen Raum und Zeit, um dieses große Ereignis der Auferstehung wirken zu lassen – bevor man sich dem nächsten Aspekt zuwendet: dem Glauben daran, dass Jesus auferstanden ist – aber nicht dauerhaft selbst weiter greifbar ist, sondern – wie eben alle Menschen – nach dem Tod “woanders” ist – oder einfach “anders” ist.
Himmelfahrt als Brücke zwischen Diesseits und Jenseits?
Vielleicht ist dieser Feiertag ein Symbol dafür, dass es eine Brücke gibt zwischen dem „Hier“ und dem „Dort“. Eine Brücke, über die schon viele vor uns gegangen sind – auch der Mensch, der als Jesus in die biblische Geschichtsschreibung aufgenommen wurde.
Einer, der berühmt war und wurde – einer, der auffiel, an den man sich erinnerte –
und für dessen Leben „danach“ sich viele interessierten.
Weil er ihrer Meinung nach einfach viel zu früh gestorben ist.
Eine Brücke, die offen ist für jeden Menschen;
die daran erinnert, dass die Verbindung auch zu unseren Vorfahren nie ganz abreißt,
weil sie in uns weiterleben;
die daran erinnert, dass die Verbindung zu allen Menschen, die wir bereits an den Tod verloren haben, nie wirklich endet, weil sie Spuren in uns hinterlassen haben,
in unserem Leben, in unseren Herzen.
Und was denkst Du über das „danach“?
Was mich trägt: Mein ganz persönlicher Glaube
Was ist eigentlich „danach“?
Ab hier wird es persönlich – denn keine/r kann für andere mit sprechen, was uns trägt und hält, wenn es um das Thema „Tod – und danach?“ geht.
Ich weiß tatsächlich noch genau, auf welcher Straße in Kassel ich gerade unterwegs war, als mich – im Teenie-Alter – die Frage umtrieb „was ist eigentlich nach dem Tod?“
Ich war allein – und beim Gehen funktionierte mein Denken schon immer besonders gut.
Meine persönliche Brücke zum Himmel
Die interne Diskussion erinnere ich ungefähr wie folgt:
> wir wissen nicht, was danach ist – da wird uns viel in der Kirche erzählt, aber ob das stimmt?
<<< na ja – angenommen es stimmt, dass es nach dem Tod weitergeht – irgendwie – das wäre doch toll, das wäre beruhigend für mich. Da würde ich gerne dran glauben.
> aber wenn es nicht stimmt, dann mühst du dich dein ganzes Leben für irgendwas ab – und danach ist sowieso alles futsch.
<<< wenn alles futsch ist – dann merke ich das ja auch nicht. Also kann ich ja eigentlich nichts verlieren, wenn ich darauf hoffe, dass es weitergeht.
> hmmmmm – da habe ich kein Gegenargument mehr – aber unter Druck setzen lassen von irgendwelchen Forderungen, damit ich es „im Himmel später mal gut habe“, das läuft nicht. Keinesfalls!
<<< Das sehe ich genauso – „den Himmel erstmal verdienen durch ein braves Leben auf der Erde“ – da bin ich raus!
So weit das, was da ungefähr in mir ablief.
Tatsächlich habe ich den Glauben nie verloren, dass ICH – und das, was mich ausmacht –
keinesfalls mit dem letzten Herzschlag einfach verschwinde, sondern dass etwas bleibt.
Ich habe kein Bild, keine Beschreibung dafür – die Vorstellung ist nie präzise geworden –
aber die feste Überzeugung ist geblieben.
Ich nenne das nicht unbedingt „Himmel“ – jedoch ist der Himmel, den ich sehe, wenn ich nach oben schaue, in die Wolken, den Regen, zu den Sternen, meine gedankliche Brücke zu dem „danach“.
Vielleicht sind es ja tatsächlich die Bilder aus der Kindheit – da sie mich aber stärken, dürfen sie auch einfach bleiben.
Ich fühle mich mit den Menschen, die verstorben sind – aus der Familie, aus dem Freundeskreis – immer noch verbunden. Ich spüre Energie von ihnen in mir.
Und DAS ist für mich ein Stück vom Himmel – das ist für mich der Himmel, der über allen auf geht ….
Das feiern wir an „Christi Himmelfahrt“ – dass es uns offen steht – dieses „danach“ – dass diese Verbindung mit den „Menschen vor uns“ nicht abreißt. Ein ganz großer Trost für mich, wenn mal nicht alles himmlisch bunt ist in meinem Leben – VOR dem Tod.
Denn unser Himmel beginnt nicht erst nach dem Tod,
sondern ist hier und jetzt in jedem von uns vorhanden –
und vielleicht öffnet er sich jedes Mal ein bisschen mehr,
wenn wir uns verbunden fühlen.


Ich bin SeelenFürSorgerin und Coach
und auch Künstlerin, Bloggerin und Wahl-Ostfriesin.
Als Theologin und Pädagogin begleite ich Menschen auf ihrem Veränderungsweg
und verschenke auf meinem Blog Lächel-Impulse für mehr Lebensfreude.
Monatlich am 27. erscheint mein Lächel-Letter, den Du hier abonnieren kannst.
Wenn Du individuelle Unterstützung beim Wiederfinden Deiner Lebensfreude möchtest
oder bei der Suche nach Deinem Sinn im Leben – dann schreib mir eine Mail.
Im 1:1 Coaching online oder live begleite ich dich ein Stück auf Deinem Weg zu Dir selbst.
Dann bin ich für Dich da – mit Herzenswärme, Humor und viel Geduld.
Wie schön Du Deine „Himmelfahrts-Gedanken“ zusammengefasst hast, liebe Lydia. Ich bin ganz bei Dir und empfinde Deinen Brückengedanken in ganz besonderer Weise.
Als Erinnerung und Symbol dafür steht für mich der Regenbogen, der Himmel und Erde verbindet in seiner wunderschönen Farbigkeit und im Betrachten seines Entstehens und wieder Vergehens. Himmlisch eben!
Ja, Margaretha – ein schöneres Symbol als den Regenbogen gibt es wohl nicht. Ist er doch gebogen wie eine Brücke, hat alle Farben in seinem Spektrum und entsteht ohne menschliches Tun.
Ich mag ihn auch sehr und nutze ihn oft als Sinnbild für meinen bunten und keineswegs gradlinigen Lebensweg.