Könnte ja gut werden

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Zukunft als Geschichte

Manchmal stelle ich mir vor, wie das, was heute passiert, in 10, 20, 50 oder 100 Jahren beschrieben wird. Wahrscheinlich nicht mehr in Büchern, sondern in Google-Artikeln oder dem Medium, das dann gerade angesagt ist.
Ich glaube, es kommt vor allem darauf an, wer darüber schreibt. Was dieser Mensch für Ideen hat. Träume. Erwartungen. Enttäuschungen. Jeder Text hat eine persönliche Färbung. Alles andere wäre Selbstbetrug. Auch eine KI ist letztlich nur eine Zusammenfassung vieler subjektiver Perspektiven.
Die eine, objektive Wahrheit? Gibt es nicht.
Unsere Wahrnehmung ist individuell. Das zeigen schon unterschiedliche Zeugenaussagen – alle haben etwas anderes gesehen, obwohl sie dasselbe erlebt haben.
Wenn also jede Beschreibung, jede Geschichtsschreibung subjektiv ist, dann dürfen wir diesen Maßstab auch an Geschichten aus der Bibel anlegen.

Die Bibel als Erfahrungsbuch

Die Bibel ist für mich kein Tatsachenbericht. Kein „So war das ganz genau.“ Das behauptet auch keine ernstzunehmende Wissenschaft. Für mich ist die Bibel ein Erfahrungsschatzbuch. Eine Sammlung beeindruckender Geschichten – wie ein Blog.
Vielleicht waren Kirchengemeinden über lange Zeiten das, was heute LinkedIn, Facebook oder ein Podcast ist: Eine Plattform, auf der Menschen Botschaften verbreiten können – und auf der Botschaften Menschen erreichen. Man kann sich anschließen – oder eben nicht.
Auch bei den sozialen Medien schreiben viele Menschen auf, was ihnen wichtig ist. Warum soll das bei der Bibel anders gewesen sein?
Wenn wir die Bibel so lesen, dann ist sie eine Sammlung von Geschichten über Geschichte. Keine Märchen, wobei auch Märchen Weisheit enthalten. Sie wurden nicht erzählt, um Menschen für dumm zu verkaufen, sondern um ihnen etwas mitzugeben.
Und das will die Bibel auch.

Jesus als Beispielgeschichte

So sehe ich auch die Geschichte von der Auferstehung.
Ich höre darin die Geschichte eines Menschen, den wir Jesus nennen. Vielleicht gab es genau so einen Menschen, der Jesus hieß und der ein Exempel statuiert hat. Vielleicht ist er auch nur eine Beispielfigur. So wie wir heute von einem beispielhaften Flüchtling oder einem prägenden Klimaaktivisten lesen. Oder von einer mutigen Whistleblowerin, die mit ihrer Haltung etwas bewegt.
Diese Beispielfigur Jesus verkörpert für mich den Satz: „Könnte ja gut werden.“

Die ersten Christen als Follower

Und ich glaube, genau das dachten sich die Menschen, die ihm zugehört haben. Die mit ihm unterwegs waren. Die nicht genug von ihm kriegen konnten. Follower halt. Wie Fans einer Band.
Könnte ja gut werden, haben sie gedacht. Cool. Schauen wir doch mal. Das hilft mir. Da gehe ich mit. Da höre ich mir mehr von an. Da hoffe ich.
Wie Menschen, die jemanden abonnieren, der gute Texte schreibt. Jemanden, der sie unterstützt, in dem Bestreben mehr zu lernen, besser zu werden, zu wachsen, der sie vielleicht kitzelt an ihrer Ehre, sie ein bisschen herausfordert.
Oder sie auch in ihrer Meinung bestärkt, weil es so guttut, diese auch mal von anderen zu lesen.
Genau so jemand war Jesus – in meiner Vorstellung.

Wenn der Bildschirm schwarz wird

Und dann? Dann war Schluss. Cut. Ende.
Wie bei einer Band, die sich trennt. Ein Künstler, der stirbt. Ein Social-Media-Profil, das plötzlich verstummt. Burnout. Schwarzer Bildschirm. Abgesagte Konzerte. Auch das ist eine Art Tod.
Träume weg. Identifikationsfigur weg.
Das, woran ich mich festhalten konnte – weg.
Ich hatte doch gedacht: Könnte mal gut werden.

Der Wendepunkt

Und dann kommt der Wendepunkt. In der Geschichte, die wir aus der Bibel kennen, stirbt Jesus – aber seine Ideen nicht.
Sie waren zu groß, um mit ihm begraben zu werden. Der Wunsch nach Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Vergebung, Neuanfang war zu groß, um ihn mit zu beerdigen.
Also ging es weiter.

Könnte ja gut werden.

„Kommt, wir machen weiter.“
Das ist für mich Ostern. Das ist für mich Auferstehung.
Und das wünsche ich mir auch für unsere Zeit:
Aufstehen für das, was wichtig ist, was menschlich ist, was Menschen über sich selbst hinauswachsen lässt – so dass wir es manchmal „göttlich“ nennen.

Mini-Puzzleteile der Hoffnung

Ich kenne mittlerweile viele Menschen, die wollen, dass es gut wird. Die ihr kleines, mini-mini-mini Puzzleteil dazu beitragen. In der Hoffnung, dass irgendwann ein Dominostein den nächsten anstößt und ein wundervolles Bild aus einer unzähligen Menge an Puzzleteilen entsteht.

Könnte ja gut werden
Ostern halt

ein Wanderweg, der scheinbar ins Nichts führt, einem hellen Himmel entgegen
Wenn Dir meine Gedanken ein Lächeln ins Gesicht zaubern
oder eine Inspiration daraus wächst,
dann gib mir einen virtuellen Cappuccino aus 😊.
Bis wir uns mal live treffen – dann zahle ich den Kaffee!

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2 Kommentare zu „Könnte ja gut werden“

  1. Liebe Lydia,
    danke für den Impuls und die neue Sichtweise der Bibel und den übertragenen Sinn auf die heutige Zeit. Das hat mir gefallen und ist somit gut geworden! 😉
    Lieben Gruß aus Norwegen 👋 Anja

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