Jeden Tag ein neues Lied

Und so funktioniert sie:

Es beginnt in dem Zeitraum zwischen
– zum ersten Mal das Gefühl haben, ich werde langsam wach
– und dem tatsächlichen Aufstehen.
Der ist ja bei jedem unterschiedlich lang.
Ich gönne mir tatsächlich langsames Wachwerden.

Für jeden Finger, jeden Fußzeh und für alle anderen Gelenke auch.
Ich mache meine erste Runde Gymnastik erstmal im Bett und teste aus, ob alles noch funktioniert.
Setze es in Bewegung.
Jedes einzelne Gelenk bekommt das Bewusstsein dafür, ja, ich kann mich bewegen.

Und wenn alle diese Tests abgeschlossen sind und ein bisschen Radfahren auf dem Rücken liegen stattgefunden hat (ja, ich weiß, man sieht dabei aus wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt)
dann setze ich mich auf die Bettkante. Und bis dahin hat sich im Kopf schon so eine Idee geformt.

Oje, was ist das vielleicht heute für ein anstrengender Tag?
Schaffe ich alles?
Ich muss doch ganz schnell aufstehen, damit ich alles fertig kriege.
Ich darf nicht vergessen A und ich muss erledigen B
und vielleicht reicht meine Zeit gar nicht, um alles zu tun.
Und oje, oje, oje und ich müsste längst aufgestanden sein.

So wären früher meine Gedanken gewesen.

Und weil diese Gedanken stressig sind und überhaupt nicht hilfreich und überhaupt nicht dazu beitragen, dass ich mehr schaffe, habe ich sie verbannt und beschlossen, dass ich solche Gedanken durch hilfreiche ersetze.
Und so werden die Gedanken zur Seite geschoben, wenn sie sich wieder einmal breit machen wollen.

Stattdessen überlege ich, „heute ist…
und irgendeine Fortsetzung dieses Satzes kommt dann angeflogen.

Und heute, gerade heute, ist die Fortsetzung

“heute habe ich ganz viel Zeit”.

Das ist natürlich glatt gelogen, weil ich heute nicht mehr Zeit als gestern oder morgen oder übermorgen habe. Es sind auch heute genau 24 Stunden, die ich habe und einige davon sind schon rum, wenn ich wach werde.

Warum also gerade heute dieser Satz?

Weil ich ziemlich im zeitlichen Druck bin.
Ich habe etwas fertigzustellen, was ich am Dienstagabend brauche und nicht immer komme ich so schnell vorwärts, wie ich möchte. Da blockiert mich dies, hier blockiert mich jenes, dort verzettele ich mich gerne mal auf Nebenkriegsschauplätzen, weil es da mehr Spaß macht.

Um mir den Stress zu nehmen und mir zu suggerieren, es ist alles nicht schlimm, „du wirst es schaffen“,
um mir das ganz klar vor Augen zu führen, heißt der Satz heute,

heute habe ich ganz viel Zeit.

Ich bin sicher, heute Abend werde ich wieder ein Häkchen dran machen.
Ich schreibe mir nämlich mein Tagesmotto morgens als erstes in mein Tagesjournal.

Was da von den letzten Tagen so drin steht?

Zum Beispiel,
– ich freue mich auf heute.
Oder
– dieser Tag ist gut zu mir.
Oder
– neuer Tag, neues Licht.
Oder
– heute gelingt mir alles ganz leicht.

Ja, also heute habe ich ganz viel Zeit.

Aber damit nicht genug.
So ein Satz, der im Kopf herumgedacht wird, hat noch nicht viel Kraft.
Kraft bekommt er durch die Stimme.

Also durchs Laut aussprechen, nicht nur einmal, lieber zwei, drei, vier, fünfmal.

Vor zwei Wochen habe ich irgendwann angefangen, den Satz vor mich hin zu singen.

Ich trällerte also vor mich hin, “heute ist ein guter Tag – heute ist ein guter Tag – heute ist ein guter Tag”
(Die Melodie stellst Du Dir bitte jetzt selbst vor)
Und weil mir das so gut getan hat und sich das Motto dadurch noch fester eingeprägt hat im Kopf, mache ich das jetzt jeden Tag.

Das heißt, ich singe mir jeden Tag mein Tagesmotto vor.
Auf dem Weg von der Bettkante bis ins Bad.
Und auch hinterher noch ein bisschen.
Egal welche Töne – die kommen von ganz alleine.
Und das macht unglaublich gute Laune.
Meine Mundwinkel gehen nach oben.

Ich bin happy, ich bin zufrieden und der Satz setzt sich im Kopf fest.
Der Tag wird geprägt durch diesen Satz und entfaltet sich genau in diese Richtung.

In diesem Sinne, „heute habe ich viel Zeit.“
Los geht’s.
Blick über ein Feld im Sonnenuntergang mit Schatten eines Menschen und Mond am Himmel
Wenn Dir meine Gedanken ein Lächeln ins Gesicht zaubern
oder eine Inspiration daraus wächst,
dann gib mir doch einen virtuellen Cappuccino aus.
Bis wir uns mal live treffen – dann zahle ich den Kaffee!

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