Gedanken zum Tod und zum Leben
Spätestens seit dem Tod meines Vaters vor fast 30 Jahren bin ich mit dem Eindruck konfrontiert, dass ich nicht „normal“ trauere.
Mir wurde von Freunden und Familie intensiv prophezeit,
dass ich sicher ein Loch fühlen würde, weil er nicht mehr da ist,
dass ich das vielleicht nur „noch“ nicht spüre –
es sich sicher noch einstellen werde …..
Das „Loch“ kam nicht – es kam nie.
Stattdessen fühlte und fühle ich mich meinem verstorbenen Vater
nach wie vor sehr verbunden.
Ich war zwar traurig, ihn nicht mehr „direkt“ ansprechen zu können,
konnte aber immer seine Präsenz bei mir spüren und seinen Rat so mit berücksichtigen bei wichtigen Fragen.
Man warnte mich dann „aber wenn Deine Mutter mal stirbt …“
Bis dahin vergingen 22 Jahre. Sie wurde 95 Jahre alt.
Die letzten Monate mit großen gesundheitlichen Herausforderungen.
Ihr Tod war für sie das Ende von nicht mehr aushaltbarem Leid.
Sie ging in großem Frieden.
Ich fiel in kein Loch.
Sie ist mir heute – 6 Jahre nach ihrem Tod – näher als manchmal während ihres Lebens.
Ich verstehe sie mit fortschreitender Zeit immer besser, spüre ihr Erbgut, ihre Erziehung, ihre Lebenserfahrung in mir weiterlebend. Was nicht immer nur angenehm ist.
Eigentlich wollte ich nicht so werden wie meine Mutter – sie war nie mein Vorbild.
Was wohltuend an dieser Art der Verbindung ist:
Verzeihen tritt an Stelle von Vorwürfen,
liebevolle Erinnerung an Stelle der Ablehnung ungeliebter Verhaltensweisen.
Die negativen Glaubenssätze, die sie für die Bewältigung ihrer Lebens-Herausforderungen benötigte, stehen mir noch manchmal im Weg –
und es gelingt, sie nach und nach loszulassen.
Ich bin religiös aufgewachsen.
Katholisches Mädchengymnasium,
gläubige Eltern,
regelmäßige Kirchgänge,
Theologie-Studium,
Anstellung bei der Kirche als Gemeindereferentin – bis ich 25 wurde.
Dann gab es große Veränderungen in meinem Leben.
Mein heutiger Glaube ist ein anderer, als der, in dem ich erzogen wurde.
Aber nicht weniger stark, tragend und hilfreich.
Der Gedanke des Kreislaufs der Natur, dem ewigen Werden und Vergehen,
dem unendlichen Fortbestehen jeglicher Energie, die lediglich immer wieder gewandelt wird, trägt mich.
Für mich ist es eine Art „gefühlte Gewissheit“,
den Tod als Teil des Lebens –
ja als Voraussetzung und Bedingung für weiteres Leben
zu akzeptieren.
Die Raupe, die nie verstehen wird, dass sie ihre Existenz aufgeben muss,
um einem Schmetterling das Leben zu schenken,
ist für mich ein sehr einprägsames Beispiel.
Vor dem Tod habe ich daher keine Angst.
Meine Vorstellung ist bisher nicht so konkret, dass ich an Personen denke,
die mich in Empfang nehmen.
Ich schließe das aber keineswegs aus.
Dass das Sterben ein schwieriger Prozess sein kann, weil mit ihm oft Krankheit und damit Schmerzen und Einschränkungen verbunden sind, ängstigt mich aber schon.
Mit dem Älterwerden spüre ich immer stärker meine Wurzeln in der eigenen Familie – die Verbindung zu meinen beiden Brüdern, und auch die starke Bindung zu meinem Sohn und zum Enkel.
Wehmut – genau dieses Gefühl ist es wohl,
das mich zunehmend umtreibt in den Phasen des Nicht-Beisammen-Seins.
Der Mut, sich immer wieder voneinander zu entfernen,
den eigenen Weg zu gehen –
und dabei das Weh zu ertragen, dass es das letzte Mal gewesen sein könnte.
Das normale Vertraut sein, wenn man sich wieder begegnet,
die Endlichkeit dieser gemeinsamen Zeit –
und die nichtexistierende Garantie auf eine Wiederholung.
Das treibt mich wesentlich mehr um als die Sorge um den eigenen Tod
oder der Verlust der bereits Verstorbenen.
Aber auch das gehört zum Leben dazu.
Wir wissen nicht, was das Morgen bringt.
Im Hier und jetzt dankbar sein für den Teil,
den wir zum Großen Ganzen beitragen –
einfach durch unser Da-Sein und So-Sein
DAS ist unsere Lebensaufgabe –
DAS ist mein Glaube.
Ich bin Artist | Blogger | Coach – und Wahl-Ostfriesin und biete
Lebensberatung und Persönlichkeitscoaching live und online an.
Lächel-Impulse für mehr Leichtigkeit und Lebensfreude
kannst Du auf meinem Blog finden.
Als Künstlerin freue ich mich, Dir meine Bilder zu zeigen,
als Bloggerin erzähle ich Alltagserlebnisse oder meine Gedanken
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auf Deiner individuellen Suche danach.
Was für ein großartiger Text, liebe Lydia.
Ich danke Dir für Deine Gedanken und kann diese sehr gut nachvollziehen.
Gerade nach dem Tod unseres Sohnes 2020 hat sich mein Bild auf das Leben und den eigenen Tod sehr verändert und das ist gut so.
Ganz liebe Grüße
Margaretha
Liebe Margaretha,
die Begegnungen mit dem Tod in unserem Umfeld prägen uns – jedes Mal ein bisschen mehr.
Ich nehme an, dass der Tod des eigenen Kindes das Herausforderndste ist, das uns begegnen kann.
Es verändert alles.
Zunächst im Außen sicht- und spürbar – und dann immer mehr auch im Innern.
Im Fühlen der Trauer – und nach und nach in der Einstellung zum Leben.
Denn eigentlich sind sie eins – das Leben und der Tod.
Eins gibt es nicht ohne das andere.
Dass Du das Ergebnis dieser Veränderung jetzt – nach 4 Jahren –
als wertvoll bewerten kannst, ist eine unglaubliche Größe.
Ich danke Dir für das Teilen dieser Erkenntnis.