Vorbemerkung:
Inspiriert zu diesem Blog-Eintrag wurde ich durch Verena Schiffer auf LinkedIn.
Von ihr stammt der Ratgeber „9 Schritte für die ersten 90 Tage im neuen Job“
Countdown – Offboarding
6 Monate zuvor – eine Idee entsteht
Ich liebe ausführliche Planungen.
Sie erzeugen Vorfreude, geben mir (die Illusion von) Sicherheit und strukturieren meine ansonsten leicht überbordende Kreativität, die mir IMMER viel mehr Möglichkeiten zeigt, als dann real umsetzbar sind.
In Aussicht auf meinen eigenen Unruhestand in meinem Vollzeit-Hauptberuf laufen mir Ende 2023 häufig Beiträge auf LinkedIn über den Weg, die Tipps für das Onboarding geben (wollen). Mit dem aktuellen Fokus nehme ich sie besonders stark wahr: Neun oder zehn Schritte, 90 oder 100 Tage, wechselnde Schlagworte – alle mit dem Ziel, das Ankommen in der neuen beruflichen Situation gelingend zu gestalten.
Einer davon – zufällig gewählt – ist der oben genannte Beitrag von Verena Schiffer. Daran bleibe ich hängen und speichere mir den Link ab
Die Kultur des Offboarding ist hingegen wesentlich weniger stark entwickelt und gepflegt. Eine echte Lücke, denn viel Wissen geht bei Renteneintritten oder auch Kündigungen unwiederbringlich. Anders in dem Unternehmen, aus dem ich ausscheiden werde.
Zu diesem Zeitpunkt läuft gerade die letzte, die heiße Phase der „Wissensstafette“ zur Übergabe meines Wissens an die Nachfolger. Wir werden dabei ganz fantastisch begleitet.
Tipps für einen gelingenden Start in „die Rente“ oder den (Un)Ruhestand, wie ich es lieber nenne, sind weitaus weniger strukturiert als die für den Job-Start und zeigen mehrheitlich, wie die Tippgeber sich die ideale, selbst bestimmte Lebensgestaltung vorstellen – als Sehnsuchts-Zustand – ähnlich wie das Träumen vom Urlaub.
Daher beschließe ich, selbst einen angepassten 90-Tage-Rente-Ratgeber als Erfahrungsbericht über meinen eigenen Unruhestand zu erstellen.
Das Ergebnis findet sich weiter unten in diesem Beitrag.
Disclaimer: als Coach gehe ich nicht in Rente
1.6.2024: Tag 0 – es ist so weit
Zwei Tage vor dem letzten Arbeitstag poste ich folgendes auf LinkedIn:
Eins – Zwei – Drei ……… Vorbei …
Am Freitag ist es so weit – ich gebe alles ab.
Rechner, Handy, Auto, … und den letzten kleinen Rest Verantwortung … und gehe den finalen Schritt … in den „(Un-)Ruhestand“.
Meine letzten Wochen waren geprägt von vielen „letzten“ Gesprächen, Über- und Ab-Gaben, Tipps, Rat“schlägen“, Fragen, Wünschen, Wohlwollen, Wertschätzung und Abschiedsfeiern.
Besonders beeindruckt haben mich dabei die Fragen, was ich denn „dann so machen will“. Es wurde nach den Projekten gefragt, die ich beginnen werde, nach dem Inhalt meiner ToDo-Listen, meinen Zielen, Aufgaben, Regelterminen, Sportvorhaben, Reisen, Renovierungen, …
Angesichts all dieser Tipps wurde mir langsam klar, warum Rentner nie Zeit haben …
Nein – so will ich das nicht – das ist mir schon sehr lange klar.
Ich habe …. KEINE ToDo-Listen oder Projekte, keine großen Pläne oder Ziele, auch keine TaDa-Listen – ich habe lediglich ein paar Wünsche an mich selbst für mein „neues“ Leben.
Ich liebe Tage ohne jeglichen Termin – und möchte davon endlos viele haben.
Davon gab es in den letzten Jahren zu wenig. Nicht nur das Arbeitsleben, sondern das ganze „drumherum“ hat mehr Tage gefüllt als der Kalender wirklich hatte. Es hat mir ein Tempo antrainiert, das Knie und Kopf und Herz überfordert.
Und jetzt möchte ich mir das behutsam wieder abtrainieren. Vorsichtig und langsam.
Ich brauche keine Projekte – ganz im Gegenteil: ich brauche Luft und Licht und Leere und Raum, damit Kreativität und Freude noch mehr ans Tageslicht kommen können.
Mein Vorbild sind ab Samstag die Deichschafe. Einfach mal gemeinsam auf der Wiese rumsitzen oder liegen, übers Wetter schnacken und ab und zu einen Grashalm kosten.
Die ersten Tage im Unruhestand
Der erste Juni 2024 ist da –
und: Ja – es ist anders.
Anders als von anderen prophezeit,
anders als erwartet,
einfach anders.
Vorerst interessieren mich keine Tipps, keine Ratschläge und keine Struktur – ich möchte erst einmal bei mir selbst ankommen, mich spüren und meine Bedürfnisse wahrnehmen und ernst nehmen.
Gegen sehr viele gut gemeinte Sätze habe ich mich zur Wehr gesetzt – was meine Gegenüber nicht mochten. Mir wurde ans Herz gelegt, unbedingt einen festen Tagesplan aufzustellen, mir Projekte zu überlegen, damit ich nicht in ein Loch falle, …
Mag ja alles ganz gut sein – für den jeweiligen Tippgeber.
Denn ich stellte fest, dass es sich ausnahmslos um Projektionen der eigenen Bedürfnisse des Ratgebers handelte.
Keiner dieser Tipps hatte irgendetwas mit mir zu tun.
Mein einziger Tipp an mich selbst war und ist:
sorge für terminfreie Tage!
Es dauert gut zwei Wochen, bis in meinem Bewusstsein klar angekommen ist, dass ich KEINEN Urlaub habe.
Zunächst einmal suche ich – rein bedürfnisorientiert – den Kontrast zum Bisherigen. Fast schon in Einsiedlermanier ziehe ich mich zurück, suche Abstand zu Menschen, zu Terminen, zu Online-Konferenzen und E-Mails.
Ich kontaktiere erst einmal lieber Schafe, Kühe, Möwen und das Meer. Nicht ganz so attraktiv dieses Jahr durch den verregneten und kühlen Juni.
Es ist eben NICHT Urlaub auf Lebenszeit!
Ein sehr großer Teil des Alltags läuft unverändert weiter. Einkaufen, Kochen, Waschen, Arztbesuche, Behördenkrempel, Familientelefonate, Care-Arbeit, Ehrenamt, Social Media, Lesen, Sport, Spazierengehen, Malen, Gartenarbeit, Obsternte, Schreiben …
Ich frage mich, wie in diesen meinen Alltag bisher eigentlich noch 40 Wochenstunden Erwerbsarbeit hineingepasst haben.
Kein Scherz!
Natürlich kann ich absolut selbst bestimmt aufstehen, wann ich will, muss beim Schlafengehen keine Rücksicht auf Leistungseinbußen am nächsten Morgen nehmen – und bin jeden Morgen gegen 6 Uhr wach – ohne einen Wecker zu stellen.
Ich beginne, mich als „normal“ wahrzunehmen, weil eine Reihe der klassischen Renten-Klischees um die Ecke schauen: keine Zeit – senile Bettflucht – einkaufen zu Zeiten, wenn Berufstätige unterwegs sind ….
(Ohne Witz: mein Lieblingseinkaufstag im Supermarkt ist momentan der Sonntag … Und nein – ich kann es nicht logisch erklären!)
Völlig überflüssig sind (für mich!) bisher immer noch die großen Dauer-Beschallungs-Appelle wie „Herausforderung Ruhestand“, „tu es, solange du noch kannst“, „carpe diem“, …
Oder auch Bücher zum Beginn der Rente, wie „Ruhestand für Anfänger“ mit 365 Tipps für das erste Jahr ….
Tag 30 – die Sinn-Frage
Warum kommt die jetzt und ganz anders um die Ecke?
Diese ständigen Appelle „Carpe diem – tu es jetzt – verschiebe nichts auf später – du wirst es auf dem Sterbebett bereuen – irgendwann ist jetzt“, fand ich bisher ganz ok.
Und sehe mir nun fasziniert dabei zu, wie sich meine Haltung dazu ändert.
Die neu gewonnene Freizeit von 40 Stunden pro Woche –
die Freiheit, sie mit „egal was“ zu füllen – und die Verantwortung, dies so zu tun, dass …
Ja – zu welchem Ziel oder Zweck will/ soll ich diese Zeit denn eigentlich füllen?
Die Fülle der Möglichkeiten – und dabei IMMER auch die Möglichkeit NICHTS zu tun …
Die Couch, das Faulenzen, der Mittagsschlaf, die Lieblingsserie – in Konkurrenz zum Entdecken der Welt, zu sportlichen Herausforderungen, stringentem Wissensaufbau oder ehrenamtlichem Engagement …
Die Fülle des Liegengebliebenen der letzten Jahr-e/zehnte kann ich in Angriff nehmen – oder auch nicht.
Welchen Sinn und Zweck erfülle ich mit dem Aufräumen? Ist Ordnung im Geschirrschrank oder ein breites Grinsen nach zwei Stunden in der Hängematte das „wertvollere“ Ergebnis eines Nachmittags?
Dafür gibt es ja keinen objektiven Maßstab.
Jede/r hat individuelle Werte – und nicht immer sind uns diese voll umfänglich bewusst. Und nicht immer können wir sie gegeneinander konfliktfrei abwägen.
Was mache ich damit?
Die eigene Intuition ernst nehmen, wachkitzeln, pflegen und fordern.
Welchen tiefen Sinn will ich meinem Tag, meinem Leben geben?
Was will ich hinterlassen? Ist dafür der Geschirrschrank oder die Hängematte relevanter?
Kannst Du dies für Dich, für Deinen tiefen Sinn, Deinen Tag, Dein Leben beantworten?
Einfach so – hier, aus dem Stand?
Die oft zitierten Gespräche mit Sterbenden und die daraus gewonnenen Impulse, worauf es im Leben ankommt, kennen wir vermutlich alle.
Ich habe diese Frage für mich als Kompassnadel meiner Intuition übernommen. Ich trainiere das – ich frage mich regelmäßig, was ich in meinem Leben vermissen würde, wenn es sehr bald zu Ende wäre. Was würde ich auf dem Sterbebett bedauern? Wäre es tatsächlich der unaufgeräumte Geschirrschrank? Das ungeputzte Fenster?
Meine Antwort kannst Du an meinen Fenstern ablesen 😉
Das klingt jetzt easy – aber natürlich ist es auch keine Lösung, alle ungeliebten Tätigkeiten komplett einzustellen.
Mich bewahrt diese Überlegung jedoch davor, in Aktionismus auszubrechen.
Ich weiß bereits, dass ich keine Bucket Liste möchte.
Ich bin zufrieden mit dem, was ich bereits erlebt habe.
Mein Leben war (und ist) bunt und dynamisch – und ich weiß, dass ich Zufriedenheit in gleichem Maß verspüren kann beim Beobachten eines Schmetterlings in meinem Garten oder der Murmeltiere am Großglockner.
Ich versuche, mir Zeit für Begegnungen mit Menschen zu nehmen. Familie, Freunde, Weggefährten – und ich weiß auch, dass dies nicht endlos ausdehnbar ist. Meine Gegenüber sind ja nicht jederzeit unbegrenzt verfügbar – und der Wert einer Begegnung bemisst sich auch nicht an Dauer und Häufigkeit.
Ja – ich möchte mehr – viel mehr!
Tag 90 – Onboarding-Tipps für die Rente
Zwischen-Ergebnis:
die ersten 90 Tage als Rentner/in
Verena Schiffer, die ich oben erwähnte, schreibt ihre Tipps für die Einarbeitungszeit in eine Assistenz-Stelle.
Ich betrachte mich als meine eigene Renten-Assistentin und stelle aus diesem Blickwinkel die neun Schritte in den Beruf bzw. die Rentenzeit hier gegenüber.
Das Ganze rückblickend – als #ReflectAndLearn
Die Überschriften habe ich beibehalten, die Tipps in „Renten-Thematik“ umgewandelt.
9 Schritte für die ersten 90 Tage im neuen Job
Die ersten 90 Tage in Ihrem neuen Job sind entscheidend. Sie zeigen, ob Sie darin erfolgreich Fuß fassen und die neue Position zu Ihnen passt oder nicht.
1. Herzlicher Einstieg:
Starten Sie Ihren Job mit einem freundlichen und respektvollen Auftreten. Zeigen Sie Interesse an Ihren Kolleg: innen und Vorgesetzten und stellen Sie sich höflich vor.
2. Effektive Einarbeitung:
Machen Sie sich rasch mit den Unternehmensstrukturen, Tools und den spezifischen Anforderungen Ihres:r Vorgesetzten und Teams vertraut. Nutzen Sie jede Gelegenheit, um die Unternehmenskultur und Abläufe kennenzulernen.
3. Klare Kommunikation:
Aktive Verständigung mit Ihren Vorgesetzten und Kolleg:innen ist entscheidend. Stellen Sie Fragen, um Erwartungen und Unklarheiten zu klären und Missverständnisse zu vermeiden.
4. Aufbau von Beziehungen:
Vernetzen Sie sich mit Teammitgliedern, anderen Assistenzen und Abteilungen. Lernen Sie, wie jede:r zur Gesamtleistung beiträgt. Gute Beziehungen helfen, Ressourcen und Informationen effizienter zu nutzen, sich schneller einzuarbeiten und das Unternehmen besser zu verstehen.
5. Proaktivität und Eigenverantwortung:
Antizipieren Sie die Bedürfnisse Ihres:r Vorgesetzten und zeigen Eigeninitiative. Eine gute Assistenz denkt immer einen Schritt voraus. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Aufgaben und demonstrieren Sie Mehrwert.
6. Teamarbeit:
Integrieren Sie sich erfolgreich in Ihr Team und zeigen Sie Teamfähigkeit. Eine gute Zusammenarbeit steigert die Produktivität und beschleunigt Ihren Erfolg in der neuen Position.
7. Organisation ist der Schlüssel:
Nutzen Sie effektive Tools wie MS Office-Suiten, Trello, Asana, Slack, ChatGPT und mehr, um Ihre Effizienz zu steigern und Professionalität zu zeigen.
8. Intensives Lernen:
Eignen Sie sich umfangreiches Wissen an und bilden sich aktiv in Software-Tools und Kommunikationstechniken weiter, die im Unternehmen verwendet werden.
9. Work-Life-Balance:
Auch wenn der Einstieg in einen neuen Job ein hohes Engagement erfordert, geben Sie Ihrem Wohlbefinden Priorität. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, um Ihre Motivation und Leistungsfähigkeit zu erhalten.
9 Schritte für die ersten 90 Tage
als Rentnerin (von Lydia Gajewsky)
Die ersten 90 Tage in Ihrer neuen Lebenswirklichkeit sind entscheidend. Sie zeigen, ob Sie darin erfolgreich Fuß fassen und die neue Rolle Sie zufrieden macht oder nicht.
1. Herzlicher Einstieg:
Stellen Sie sich vor – den Spiegel. Am ersten Tag des Ruhestandes. Seien Sie freundlich und respektvoll mit sich selbst. Sie werden sich in nächster Zeit öfter begegnen. Sie werden sich (neu) kennenlernen. Es lohnt sich! Seien Sie höflich – aber auch deutlich und konsequent. Und lassen Sie sich überraschen!
2. Effektive Einarbeitung:
Arbeiten Sie sich – nicht ein! Lassen Sie einfach mal auf sich zu kommen, wie es sich anfühlt, dass da an manchen Tagen zu manchen Zeiten einfach „nichts“ ist. Eine Lücke im Kalender – freie Zeit mitten am Tag – Flexibilität für Verabredungen – auch mit sich selbst.
Die spezifischen Anforderungen des eigenen Vorgesetzten (=Sie selbst) und des eigenen (Inneren) Teams erst einmal wahrnehmen, ernst nehmen, und dann Raum geben – durchaus ineffektiv – das ist ein möglicher Ansatz zur „Einarbeitung“ in den Job „Rentner/in“.
3. Klare Kommunikation:
Stellen Sie am besten bereits vor Rentenbeginn klar, ob Sie von Ihrem Umfeld Anregungen und Wünsche für die neue Lebensphase haben möchten. Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren zu einer Ratgeber-Community entwickelt. 80 Millionen Fußballtrainer sind auch 80 Millionen Fachleute für … (setze hier das Thema Deiner Wahl ein). Nicht alle Ideen sind hilfreich – und oft sind Ratschläge eben auch nur Schläge.
4. Aufbau von Beziehungen:
Manchmal sind unsere Arbeitskolleg/innen auch unsere besten Freunde. Dann ist der Rentenbeginn ein umso größerer Einschnitt. Überlegen Sie gut, wie eng Sie den Kontakt noch halten wollen – und ob Sie es schaffen, berufliche Themen zukünftig auszuklammern. Sie wollen doch nicht in der Rolle des „hab‘ ich mir doch gedacht – das konnte ja nicht gut gehen – ohne mich kommt ihr nicht klar“ landen ….
Vielleicht ist es Zeit, andere Beziehungen (wieder) stärker aufzubauen?
5. Proaktivität und Eigenverantwortung:
Wer ist eigentlich der Vorgesetzte eines Rentners? Ja klar – jede/r selbst. Es zeigt sich jetzt, wie gut man/frau vorher schon im Thema Selbstführung unterwegs war. Menschen, deren Motivation im Arbeitsleben ganz selbstverständlich von innen kam (=intrinsisch), wird es auch im Unruhestand nicht langweilig.
Achtung! Vorsicht! Menschen, die sich aufgrund hoher Motivation im Arbeitsleben selbst zu stark gefordert haben und ihre Grenzen regelmäßig missachtet haben, können nun nicht mehr den Vorgesetzten dafür verantwortlich machen. Das tägliche Pensum bestimmt nun jede/r selbst. Diese Herausforderung sollte nicht unterschätzt werden!
6. Teamarbeit:
Aktivieren Sie Ihr Inneres Team. Die vielen Stimmen, die uns gute und auch anstrengende Ideen und Bewertungen einflüstern, meinen es ja gut mit uns. Einige davon sind in der Berufs-Phase zu kurz gekommen und dürfen nun langsam ans Tageslicht kommen. Andere können wir in Rente schicken – und nur noch als Ratgeber in Notfällen befragen. Das neu strukturieren des Inneren Teams ist tatsächlich vergleichbar mit der Dynamik eines neuen Arbeitsteams mit realen Menschen.
7. Organisation ist der Schlüssel:
Wenn Sie ein strukturierter Mensch sind, sind Tools für Sie eine Hilfe, um zufrieden zu bleiben. Effizienz und Professionalität können Sie – bei Bedarf – beim Sortieren der Online-Fotos oder der Rezeptsammlung ausleben.
8. Intensives Lernen:
Begegnen Sie der neuen Lebenssituation mit fröhlicher, kindlicher Neugier. Es gibt so viele neue Möglichkeiten – da ist sicher etwas dabei, was bisher noch auf keiner ToDo-Liste oder Wunschzettel stand.
9. Work-Life-Balance:
Spätestens jetzt ist der Gegensatz zwischen Work und Life unsinnig geworden – brechen Sie nicht in eine Art Aktionismus aus, um sich wertvoll zu fühlen – außerhalb der Leistungsgesellschaft. Auch Rentner/innen dürfen schmutziges Geschirr mal einen Tag stehen lassen und den Rasen etwas länger wachsen lassen. Damit genug Power für die Lieblingsmomente im Leben da ist.
Meine Veränderungen in den ersten 90 Tagen
Thema Beziehungen: Meine beruflichen Begegnungen fanden – seit Corona – fast nur noch online statt. Ich begegne bisherigen Kollegen und Kolleginnen also nicht im Supermarkt oder im Schwimmbad. Nur ausgewählte Kontakte werde ich dauerhaft aufrechterhalten. Ergänzend knüpfe ich nun vor Ort im Wohnumfeld mehr Kontakte.
Thema Organisation: Mein persönliches neues Strukturelement ist ein Speiseplan für eine ganze Woche. Es spart mir die tägliche Überlegens-Zeit und bringt mir Vorfreude. Ich grabe lange vergessene Lieblingsrezepte wieder aus und kann mich beim Einkaufen darauf einstellen.
Thema Neues entdecken: Ich habe mir ein paar Wolken auf den großen Wandkalender gemalt – in manchen steht bereits eine Idee drin – andere sind noch frei. Wenn ein Gedanke vorbeihüpft, wird er schnell hier eingetragen. Lieblings-Beispiele: Strandkorb für einen Tag mieten | Tagesausflüge in Ostfriesland
Tag 183 – Ende der Probezeit
Zeitsprung: wir sind in der Gegenwart angekommen.
Exakt heute ist der letzte Tag meiner fiktiven Probezeit für den Unruhestand gekommen.
Wie sieht es nach 6 Monaten aus?
Irgendwie sind dann doch „Projekte“ an mich herangetreten und haben gebettelt, weil sie von mir betreut werden möchten 😉 Alle attraktiv – und alle mit Anstrengung, Zeitbedarf und auch temporären Rückschlägen und Enttäuschungen verbunden.
Hier die wichtigsten Drei.
Verbindende Elemente: die Notwendigkeit, sich intensiv in Neues einzuarbeiten und die Möglichkeit, kreativ zu gestalten – mit Worten, Farben, Formulierungen und Bildern.
Ehrenamt
In der „JUUBA“ einer Jugend- und Bildungs-Einrichtung hier im Ort als Genossenschaft, arbeite ich seit 2023 im Aufsichtsrat mit. Exakt zum Rentenbeginn wurde es erforderlich, dass ich den Vorsitz übernahm. Wichtige Aufgabe, viele Regeln, viel Verantwortung, viel Organisations- und Kommunikationskompetenz erforderlich.
Die eigene Homepage
Habe ich seit mehreren Jahren vor mir hergeschoben. Outsourcing mehrmals angestoßen, jedoch nie beauftragt. Jetzt wurde mein Wunsch so drängend, dass ich kurz entschlossen alles selbst in die Hand nahm. YouTube E-Learning, viel gelesen, viel ausprobiert – und nach 5 Monaten (genau am Ende der Probezeit) bin ich heute zufrieden mit dem „erstmal fertig“ Zustand.
Der gestalterische und vor allem der inhaltliche Aspekt dieses Projektes haben mich wieder und wieder über mich selbst nachdenken lassen – wie ich mich selbst beschreiben möchte, mein Coaching-Angebot, die vielen Aspekte meiner bunten Persönlichkeit und meine Vision, mehr Lächeln in die Welt zu bringen. Meine oben erwähnte Sinn-Frage hat hier Antworten gesucht – und gefunden.
Ich bin sehr stolz auf mich – auf das, was ich mir da zugetraut habe und mit Herzblut und Hartnäckigkeit umgesetzt habe.
Biografie
Eine Biografie über das Leben meiner Mutter als historisch angelehnten Roman zu schreiben kam als Idee von außen – und hat mich sofort entzündet. Dieses Vorhaben hat Anteile der Aufarbeitung meiner eigenen Geschichte und Herkunft. Es beinhaltet Wertschätzung für meine Wurzeln, für das Leben, das meine Vorfahren geführt haben. Es macht Geschichte greifbar in der Beschäftigung mit Fotos, Briefen, Poesiealben, Urkunden. Ich bin sehr gespannt, wohin diese Reise mich führen wird. So richtig starten wird sie im Januar 2025.
Fazit: Zeit – zu viel, zu wenig, genug oder unwichtig?
Mein größter Gewinn lag zunächst in der Zeit, die ich dazu gewonnen habe. Faktische 8 Stunden pro Arbeitstag. Ich versuchte, diese zu greifen, zu (be)greifen, zu messen, für anderes zu verwenden – und setzte mich mit dem Gefühl auseinander, plötzlich am Ende manchen Tages „gar nichts mehr“ vorweisen zu können.
Die oben erwähnte Sinn-Frage schaute immer wieder um die Ecke.
Es folgten Sommer-Monate mit Urlaubsreisen – das war vertrautes, gewohntes Terrain. Ungefährlich für die Frage nach Tages-Ergebnissen.
Und heute? Loslassen, Wichtigkeiten hinterfragen
Ich bin ruhiger und gelassener geworden – ich habe (besser) loslassen gelernt.
Mittlerweile beschäftigt mich mehr die „Frage nach dem Warum“. Diese ist entscheidungsleitend für das, was ich am Tag tue. Ausschlaggebend dafür, ob ich zum Pinsel, zu Walking-Stöcken oder zur (neu angeschafften) Vertikal-Maus greife.
Ich möchte nichts mehr tun, weil es „sein muss“, sondern weil ich Freude daran habe, weil es anderen ein Lächeln bringt, weil Menschen davon profitieren, eine große Idee an Kraft gewinnt …
Dass ich auch beim Homepage-Projekt nachts um eins am PC sitze, weil es mich einfach nicht loslässt, diesen Darstellungsfehler zu eliminieren, ist absolut freiwillig.
Ich tue es, weil ich gerne gegen die Technik „gewinne“.
Weil ich Freude am anschließenden Erfolgserlebnis habe.
Dass ich mich statt fürs Spazierengehen für die Couch entscheide, um eine neue Folge der Bergretter-Staffel zu schauen – absolut freiwillig.
Ich habe eben NICHT mehr das Gefühl, unbedingt JETZT Spazierengehen zu müssen, weil nachher oder morgen keine Zeit mehr dafür ist. Zeit ist unwichtig geworden.
Die Uhr liegt immer häufiger in der Ecke, das Handy hat kaum noch Erinnerungs-Einstellungen.
Ich genieße diese Entscheidungsfreiheit tatsächlich ganz bewusst jeden Tag, jeden Moment, bei jedem Tun oder Lassen. Es ist ein unglaubliches Freiheitsgefühl – ein Schwelgen in Möglichkeiten, für das ich tief dankbar bin.
Der Moment auf der Couch ist nicht weniger wertvoll als der Moment beim Strandspaziergang oder der Moment, in dem ich diesen Artikel schreibe.
So sieht meine Rentenzeit aus –
ich würde sagen: Probezeit bestanden!
Disclaimer: als Coach bin ich nicht in Rente gegangen😉
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