Du bist ein Geschenk für die Welt

Darf die das denn?

Sie kamen zu zweit.
An irgendeinem Samstag standen sie da.

Besonders schön positioniert hatte meine Mutter die beiden in ihrem offenen Küchenregal. Sie waren nicht zum Trinken gedacht – sie standen nur zur Zierde da – und als Erinnerung. Schließlich waren sie gerade frisch geschenkt worden.
Von Gabi, der Freundin aus Hamburg, die gerade mal wieder zu Besuch gewesen war.

Ich war zu dieser Zeit oft bei Mama und Bruder zu Besuch – für praktische Hilfeleistungen, Beratungen zu „wie geht es mit uns weiter?“ und zum Zuhören, Trösten, Aufbauen.

Ich gebe zu, es hat mir einen Stich versetzt. Meine Mutter hatte meine Geschenke nie mit einer solchen Sorgfalt irgendwo „präsentiert“ – jedenfalls fühlte es sich jetzt gerade so an.

Außerdem – was wollte diese Frau eigentlich – durfte sie denn meiner Mutter das sagen – durch die Tasse – was ich noch nie ausgesprochen hatte?
Es kam mir vor, als hätte sie mir gerade diese Möglichkeit „weggenommen“.

Solange die Tassen im Regal meiner Mutter standen, wurden sie nie zum Trinken genutzt. Ihre Rolle war und blieb die eines „Steh-Rümchens“ – zu schade zum Benutzen!
zwei rote Tassen auf einer bunten Tischdecke vor einem geflochtenen Korb. Aufschrift auf den Tassen "schön dass es dich gibt"

Ein neuer Platz

Die zwei roten Schönheiten sind in die Jahre gekommen – und stehen mittlerweile in meinem Geschirr-Regal. Ich habe sie „geerbt“. Ganz bewusst habe ich diese beiden bei der Haushaltsauflösung meiner Mutter mitgenommen. Mit all den ambivalenten Gefühlen, die sie trugen.

Nach ihrem jahrelangen Dasein als Verzierungen benutze ich sie inzwischen ziemlich regelmäßig. Irgendwie habe ich mich mit ihnen versöhnt.

Immer wenn ich meinen Kaffee oder Tee aus einer von ihnen genieße, stellt sich eine intensive Erinnerung an meine Mutter ein, der ich dann jedes Mal zuproste (ja – das geht auch mit Kaffee!) und leise flüstere :
„Schön, dass es Dich gibt!“
Ich bin sicher, sie hört und spürt es – da, wo sie jetzt ist.
Und ich benutze ganz bewusst das Präsens – nicht die Vergangenheitsform.
Denn es gibt sie ja immer noch – irgendwie – in mir, meinen Brüdern, in den Enkeln und Urenkeln …

Es ist soooo unglaublich, was durch jede/n von uns ausgelöst wird und werden kann.
Wir wirken – mit jedem Atemzug, mit jedem Satz, mit jedem Ausstrahlen von guten Wünschen und Gefühlen.

Deshalb geht mein Satz an Euch alle, die ihr das gerade lest!
Es ist schön, dass es Dich gibt! und Dich! und Dich auch!

und vor allem Dich, wenn es Dir sonst keiner sagt!
„Schön, dass es Dich gibt!“
Ein Satz, den wir uns übrigens auch selbst sagen dürfen.
Weil er stimmt!
Weil jede/r von uns wertvoll ist – so wie wir heute gerade sind – mit allen Ecken und Kanten!
Weil wir ein Geschenk für die Welt sind!

Und falls Du auch – wie ich – zu denen gehörst, die sich nicht so ganz leicht damit tun, diesen Satz sich selbst vorzuflüstern, dann gebe ich Dir mal meinen Geheimtipp weiter:

Schreib kleine Liebesbriefchen auf Klebezettel, die Du dann auf Spiegel, Monitor, Kühlschrank oder Haustür verteilen kannst.
Schreib diesen einen Satz drauf – er gilt für alle, die ihn lesen.

Und auch für Dich selbst!

Schön, dass es Dich gibt!

Zu diesem Beitrag hat mich Anna Koschinski mit ihrem Motto der 57. Blognacht inspiriert
„Schön, dass es Dich gibt“.

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7 Kommentare zu „Du bist ein Geschenk für die Welt“

  1. Wow, so ein schöner Text! Ich glaub, um die Kraft zu verstehen, kann man auch andere Sätze danebenstellen, die man vielleicht selbst zu selten hört oder gehört hat. Vor einiger Zeit habe ich mal über den Satz „ich bin stolz auf dich“ geschrieben – und musste heulen, weil es eben doch nicht egal ist, wer ihn sagt. Ich sage ihn deswegen ganz oft, vor allem zu Junior. Und zwar nicht nur dann, wenn er was Tolles geschafft hat, sondern oft einfach so, weil er so ist wie er ist.

    Danke für die kleine Geschichte und fürs Nachschreiben und bis zur nächsten Blognacht
    Anna

  2. Liebe Lydia,

    Wie schön deine „Schön, dass es dich gibt“ Geschichte zu lesen.

    Die Aussöhnung mit den Tassen berührt mich sehr.

    Aber Kaffee UND Tee aus derselben Tasse 😱

    1. Die Veränderung meiner Haltung zu den Tassen ist gefühlt „von alleine“ passiert. Zeit und Abstand heilen doch so einiges …
      Was die Verwendung von Tassen betrifft bin ich tatsächlich äußerst tolerant 🥳😊

  3. Was für eine schöne und erinnerungsreiche Geschichte, liebe Lydia. Wie schön, dass Du Dich mit den Tassen ausgesöhnt hast und sie auch benützt.
    Du hast sicherlich schon mal von dem Buch „Die Antwort des Wassers“ von Masaru Emoto gehört.
    Er hat nachgewiesen, dass sich die Struktur des Wassers (was sich wohl auf alle Flüssigkeiten mehr oder weniger beziehen lässt) in einem Gefäß mit einer liebevollen Aufschrift (z.B. Liebe )in ganz besonders schönen Kristallen zeigt. Sie transportieren somit eine Information.
    Du trinkst also nicht nur Kaffee oder Tee sondern auch „Du bist ein Geschenk für die Welt.“ Wie grandios ist das denn und so wahr!
    Alles Liebe
    Margaretha

    1. Liebe Margaretha,
      Dieser Zusammenhang ist mir tatsächlich völlig neu.
      Ich war bisher bei der Vorstellung, dass meine guten Gedanken, die beim Lesen schöner Botschaften ausgelöst werden, die Wirkung beeinflussen.
      Das was Du beschreibst (bzw. zitierst), geht ja weit darüber hinaus.
      Spannender Gedanke 👍☺️

      1. Ich hatte jahrelang wunderschöne Gläser mit den eingravierten Worten: Freude, Friede, Dankbarkeit und Liebe in mehreren Sprachen.
        Leider sind sie mir kaputt gegangen und die Suche danach blieb erfolglos.
        Die Bilder der Wassertests von Herrn Emoto sprechen eine deutliche Sprache.

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