Türchen 9 Advent 2024

Tatsächlich habe ich eine leere Bank erwischt. Tut gut, mal kurz zu sitzen, ich bin doch schon eine ganze Weile unterwegs. Wir haben Nachsaison, da kann man schon wieder ein bisschen durchatmen beim Spaziergang an der Wasserkante. Die Sicht ist gut, frischer Wind hat die Wolken wieder weggepustet, die heute früh noch den Himmel verziert haben.

Gerade bin ich wieder meine übliche Runde gegangen – vom Parkplatz zum Zeltplatz, mitten durch die Wohnmobilstellplätze – vorbei an den Tiny Houses, die neuerdings zur Vermietung im Sommer bereitgestellt werden. An der Boje, die zum Luxus-Übernachtungs-Nest umgebaut wurde, bin ich dann abgebogen zum Sandstrand – habe mir zwischen den Strandkörben den Weg zum Wasser gesucht – und jetzt sitze ich hier. Nur wenige Meter befestigte Strandpromenade trennen mich noch vom Wasser – das heißt, eigentlich trennen sie mich vom Watt, denn wir haben gerade Ebbe, also ablaufendes Wasser.

Ein paar hundert Meter weiter draußen sind Scharen von Vögeln damit beschäftigt, den frisch freigelegten Watt-Boden nach Futter zu durchsuchen. Ich mag die Rotschenkel am meisten – mit ihren feuerroten langen Beinen sind sie immer klar erkennbar. In ein paar Wochen werden hier auch wieder die Wildgänse pausieren. Riesige Schwärme, die auf dem Weg nach Süden rasten und ihre Energiespeicher auffüllen. Der Lärm ist wunderbar und ohrenbetäubend.

Heute sind die Menschen noch lauter als die Vögel. Kinder spielen im Sand, stören sich nicht am kälter werdenden Wind, sind völlig vertieft. Menschen tauschen sich aus über ihre Urlaubserlebnisse, teilen Empfehlungen für das beste Krabbenbrötchen, die leckerste Fischplatte oder die gemütlichste Teestube miteinander. Ich lasse die Stimmen an mir vorüberziehen, freue mich über die freie Zeit, das Nicht-Gefordert-Sein und fühle mich wie unsichtbar zwischen den Menschen.

Da spricht mich jemand an, „Moin, darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Ich grüße zurück und stimme natürlich zu. Es ergibt sich ein relativ ostfriesisches Gespräch – mit wenigen Worten. Diese Touristin ist offensichtlich bereits voll akklimatisiert. Wir tauschen uns aus über die angenehme Temperatur, den Geruch nach Salz und Watt und den wunderbaren Blick.

Ja – der Blick – direkt vor uns liegt Spiekeroog.
Durch die klare Sicht heute können wir viele Details erkennen. Den Hafen, das Windrad an der Ostplate, den alten Rettungsschuppen im Westen.

Wir kommen nun doch ins Plaudern, denn diese Insel haben wir beide ins Herz geschlossen. In mir spüre ich beim Erinnern und Erzählen über die wunderschönen Plätze auf Spiekeroog und die gute Zeit, die ich dort immer wieder erlebe, immer stärker eine wohlige Wärme.

Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.
Sowohl die Erinnerung als auch die Freude auf den nächsten Besuch lässt es immer breiter werden.
Ich schaue meine Gesprächspartnerin an – ihr geht es genauso.

Ein Blick zur Insel kann Dich zum Lächeln bringen

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