Sternminuten im Advent 2025

ein wachsender Blogbeitrag
auf Basis der Sternminuten 2025
Tages-Impulse von Susanne Niemeyer zum Advent

6. Dezember
Nikolaus inkognito – ein Tag als Flugbegleiter

Dieser dritte Knopf an der Uniformjacke geht einfach nicht zu. Die Lebkuchen der letzten drei Wochen waren eben zu verführerisch.
Ob er einfach alle Knöpfe offen lassen sollte, das würde bestimmt keiner merken; schließlich strahlte das Hemd darunter schneeweiß.

Damit kannte er sich definitiv aus, mit Schnee. Normalerweise würde er jetzt in dicken Stiefeln, warmem Mantel und Mütze durch den Schnee reiten. Oder fahren, in den heutigen Zeiten.

Welcher Engel war es nochmal gewesen, der ihn zu diesem Experiment überredet hatte? Ein Tag „Nikolaus inkognito“ im Lieblingsberuf eines Kindes.
Und dann wurde ausgerechnet der Flugbegleiter aus dem Lostopf gezogen. Genau genommen stand dort ja sogar „Stewardess„.
Der Zettel musste schon lange im Wunschberufe-Lostopf gelegen haben, denn so nannte man das seit Ewigkeiten nicht mehr.

Tja, und nun war er also Flugbegleiter für einen ganzen Tag.
Er hatte den roten Mantel gegen einen dunkelgrauen Anzug und das schneeweiße Hemd getauscht. Nur die Krawatte war noch rot, immerhin.

Er überlegte, was denn wohl seine Hauptaufgabe sein würde.
Getränke verteilen?
Oder Zeitungen?
Oder Sicherheitshinweise mit Tanzbewegungen?
Und bestimmt hundertmal Anschnallgurte prüfen.

Wenn er Pech hatte, musste er die Position am Ein- und Ausstieg übernehmen und lächeln; jede Person anlächeln, die an ihm vorbeiging.
Brrrrrrr … er schüttelte sich.
Das würde er nicht schaffen. Er war an einen rauen Umgangston gewöhnt. So verstanden ihn die Pferde am besten und auch die Rentiere, die vor ein paar Jahren ins Team gekommen waren und sich noch nicht wirklich gut integriert hatten.

Im Grunde seines Herzens war er ja freundlich und gütig, setzte sich dafür ein, dass Kinder und Erwachsene etwas mehr Freude im Leben hatten.
Nichts anderes würde er heute tun.
Er straffte sich.
Ein letzter Blick in den Spiegel.
Da erstarrte er.

Was hatte da in der Dienstvorschrift für Flugbegleiter gestanden?
Mit Kurzhaarfrisur und glatt rasiert zum Dienst erscheinen„.
Aber ……
Aber …….
Sein Bart, sein wunderbarer, langer, weißer Bart!
Sie konnten unmöglich verlangen …….
oder doch?

Seine Augen wurden feucht …

5. Dezember
Patchworktext um 6 Uhr morgens

Ich bin ungeduldig
Tee schmeckt wie Gold
Schreibtisch voller Staub
Unerledigte Post schreit mich an
Rückenschmerzen voller Hoffnung
Linoleum ist löchrig wie der Advent
Es ist schon spät

4. Dezember
Monolog eines Sterns

Noch 20 Tage.
20 Tage wird dieser Wahnsinn noch anhalten.
Diese plötzliche Freundlichkeit, Dankbarkeit und dieses Lächeln.
Dieses ganz spezielle, bemühte Lächeln.

Ich höre schon gar nicht mehr zu, habe meine Ohren auf Durchzug gestellt. Ich möchte sie auch gar nicht mehr verstehen, diese „Kalendermenschen“.

Mein Auftrag ist es, Frieden zu bringen und Freude – und nie ist dieser Auftrag so schwer zu erfüllen, wie in den nächsten 20 Tagen.
Von Tag zu Tag wird er anstrengender und schwieriger.

Wenn dann am 24. Dezember die Kalendermenschen zutiefst leer und erschöpft an den prall gefüllten Esstisch oder in die prall gefüllte Kirchenbank sinken, dann kann ich endlich wieder durchatmen.

Die Kalendermenschen machen auch dann noch weiter mit ihrer Schnappatmung. Schließlich müssen ja die Geschenke umgetauscht, Gutscheine eingelöst und Böller fürs nächste Event gekauft werden.

Aber dafür bin ich dann nicht mehr zuständig.
Ich bin ja nur ein Weihnachtsengel.
Der Neujahrsengel wird übernehmen.

Ob ich mit ihm tauschen möchte?
Oh nein – bloß nicht!
Dann müsste ich mich ja mit den ganzen leeren Wünschen und Vorsätzen der Kalendermenschen beschäftigen.
Nein danke!

Übrigens – wer hat eigentlich diesen Kalender erfunden?
Ich halte das ja für echtes Teufelszeug!

3. Dezember
wie duftet ein Stern?

Er duftet nach Ewigkeit, nach Unendlichkeit, nach Weisheit, nach Gelassenheit.
Ein neugeborener Stern duftet nach Abenteuer. Er strotzt vor Energie, duftet frisch und neu und strahlt ganz hell.
Zart könnte man sagen und kraftvoll zugleich ist die Kopfnote seines Dufts.

Dann findet er seinen Platz, gewinnt eine Schar von Planeten als Freunde, die ihn umkreisen, wie das bei einem Stern und seinen Planeten so üblich ist.

Inzwischen duftet er ein wenig mehr nach Erfahrung und der Geruch des Anfangsaufbruchs tritt in den Hintergrund. Routinearomen kommen hinzu, sie sind ein bisschen schwerer, diese Herznoten und dauerhafter. Wie Gewürze, die schon einen großen Entwicklungsweg hatten.

Jetzt weiß der Stern um seine Endlichkeit, um die Bedeutung, die er mit seinem strahlenden Licht für andere hat und um seine Verantwortung für diese Aufgabe. Die Duftmarke des Sterns ist so individuell wie er selbst.

Wie lange seine Lebensdauer auch ist, wie ewig sie anderen erscheint, irgendwann ist der Zenith erreicht. Während der Duft von der Herz- in die Basisnote übergeht, verändert sich auch das Licht, die Ausstrahlung.

Der Duft wird intensiver, ehrlicher, man kann ihn nicht mehr ignorieren. Und das Licht strahlt heller, während der Stern seinem fulminanten Ende zustrebt, eine Supernova zu werden und in einem Feuerball seinen Duft, den unverkennbaren, ins Universum zu verströmen.

Sternenduft.

2. Dezember
das Angebot im Gasthaus des Advents

Auf der Karte steht Mandelduft, leicht gebrannt, süßlich, nussig, nährend, wohltuend.
Und Orangenduft mit Mandarinenergänzung. Vitalisierend, spritzige Muntermacher, an die Sonne erinnernd, die sie eingesammelt und gespeichert haben.

Auch Honig lässt sich riechen und seine Verwandte, das Wachs, Bienenwachs genauer gesagt. Während es der Kerzenflamme Nahrung liefert, erinnert es an die anderen Zeiten, die, in denen es als Schutz gedient hat für die neue Brut, das neue Leben im Bienenstock. Schutz, Halt, Aufenthalts-Ort für den Honig und die Bienen.

Zimtduft und Vanille stehen auf der Karte und verstärken die Abenteurer-Gedanken durch ihr Erzählen von fremden Ländern.
Von Sri Lanka erzählt der Zimt und die Vanille revanchiert sich mit Geschichten aus Mexiko.
Ganz im Hintergrund hüpfen Sternanis und Tonkabohne auf und nieder, damit sie keine einzige Silbe verpassen.

Das Adventsgasthaus hat dieses Jahr Duftspezialitäten auf der Karte. Internationales von allen Kontinenten, komponiert zu einem Hygge-Konzert.

1. Dezember
worauf ich warte …

-> auf morgen und auf den Morgen
-> dass ich umarmt werde
-> auf Antworten (von A., P., N., G., M., vom Finanzamt, …)
-> aufs Wecker-Klingeln
-> Auf meine Energie und Lust zum Malen, Gitarre-Spielen, Spazierengehen
-> auf das Internet, auf den Aufbau der Seite
-> aufs Abnehmen, Gesundwerden, heil werden, auf Schmerzfreiheit
-> auf den Schlaf und aufs Aufwachen
-> auf den Schnee, den Zug, den Künstler auf der Bühne
-> auf den Kaffee und das Teewasser
-> auf das Piepsen von Mikrowelle, Waschmaschine und Backofen
-> auf das Lächeln im Gesicht gegenüber
-> auf den Klang der Gläser beim Anstoßen
-> auf das laute gemeinsame Lachen

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