Meine Traum-Pause

Du kannst Dir den Beitrag auch vorlesen lassen (8:41 Min.)

Ich will weg.
Ich brauche Pause.
Eine Pause vom Meer,
von meinem Traum, der Wirklichkeit wurde.

Zu diesem Beitrag hat mich Susanne Wagner
mit ihrer Blogparade #MeinePause inspiriert.
Möchtest Du auch einen Beitrag dazu schreiben?
Bis 22. Juni 2025 läuft die Blogparade noch.

Hätte man mir vor 20 Jahren erzählt, ich würde mir mal wünschen, meiner Wahlheimat Ostfriesland freiwillig den Rücken zu kehren – ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Als Kind des nordhessischen Berglands war ich von der Nordsee seit meiner ersten Begegnung mit ihr fasziniert. Das war in 1977.

Endloser Sandstrand in St. Peter-Ording, schillerndes Licht überm Watt, aufdringliche Möwen mit waghalsigen Flugmanövern, Deichspaziergänge mit und ohne Schafe, unverbrauchte Luft, knallende Sonne, turbulenter Wind – Durchatmen – Freiheit pur!

Hier wollte ich am liebsten bleiben, diese Mischung immer wieder genießen können – jeden Tag.
Zuerst ist es Sehnsucht
dann wachsen daraus Träume
Immer wieder besuchte ich das Meer – öfter mal übers verlängerte Wochenende und manchmal reichten Zeit und Geld auch für eine ganze Woche.

Es waren Pausen vom Alltag , in den ich seufzend zurückkehrte.
Die Liebe zum Meer blieb. Ja – sie wuchs.

Jedes Mal wenn ich diese wilde Kraft der Wellen sah, den Sturm spürte, die Drachenschnüre kaum bändigen konnte, frisch gefangene Krabben pulte und das Salz in der Luft riechen konnte – da packte es mich.

Ich fühlte mich lebendig – ja, super lebendig!
Die kraftvolle Energie der Naturgewalten steckte mich an, gab auch mir mit jedem Atemzug mehr Energie.

Bis zum Nachmittag – dann schlug die Lebendigkeit regelmäßig in akute Müdigkeit um 😴. Meeres-Luft macht müde – zumindest wenn man als Tourist da ist.

Abends gab es dann die selbst gepulten Krabben mit Rührei und Schwarzbrot – und anschließend musste ich unbedingt nochmal schnell ans Meer – nachsehen, ob das Wasser wieder da ist – oder doch nur Watt.

Der Rhythmus des Meeres, Ebbe und Flut, heranrollen und sich wieder zurückziehen, das Geräusch, das dabei entsteht, wenn Wasser über Muschel-Kies rauscht und plätschert … Balsam für die Seele und Pause fürs Gehirn!

Herrliche Zeit!
Jeder Abschied tat weh, und im Herz blieben eine Lücke und Sehnsucht zurück.

Und es wuchs ein Traum, eine Idee, der leise Gedanke „warum nicht?“
Manch ein Traum wird Realität
Knapp dreißig Jahre nach dem „ersten Mal“ verwirklichte ich meinen Traum, am Meer zu wohnen. Er war stark genug gewesen, alle Hürden beiseite zu schieben oder drüber zu klettern.

Ich zog nach Ostfriesland und eröffnete einige Jahre später hier meine Praxis Harle-Coaching.

Möglichst nah an den Deich!
Das war die Devise bei der Suche nach einem Platz zum Niederlassen.
Möglichst nah an ein Dauer-Pausen-Gefühl, das sich am Meer immer bei mir einstellte.

Zwölf Kilometer sind es geworden – eine Viertelstunde Autofahrt.
Seit 2006 wohne ich hier.
– Weiter Blick bis zum Horizont und das in alle Richtungen
– Gedanken, die immer wieder frisch vom Wind durchgepustet werden
– Salzgeschmack überall: auf den Lippen, in der Wäsche und auch in den Worten, die hier schnell mal etwas deutlicher und klarer ausfallen.

Daraus wurde mein Coaching-Motto „Klare Worte – frisches Denken – weiter Blick“.
Achte auf Deine Wünsche – sie könnten wahr werden
Riechen kann ich das Meer jeden Tag – sehen könnte ich es auch täglich.
Die Möglichkeit habe ich mir geschaffen …
Tatsächlich besuche ich es … nun ja – ziemlich genau einmal pro Woche.

Von wegen täglich – alles, was wir ständig haben können, verliert eben seinen Reiz, seine Besonderheit, seinen Wert.

Die typische Touristen-Müdigkeit ist mit dem Umzug verschwunden – zusammen mit der romantisch verklärten Sicht auf Wellen, Wind, Wolken und Wetter.

Im Alltag ist Salzluft nicht nur schmackhaft – sie macht auch jede Wäsche im Schrank dauerhaft klamm.
Die Winterstürme, die wochenlang ums Haus brausen, die jedes Jahr wieder irgendeinen Baum umwerfen und dadurch Brennholz, aber auch Arbeit liefern, eben diese Stürme zermürben den Körper und das Gemüt.

Das große Gefühl der Freiheit und Lebendigkeit, das meine Sehnsucht und Träume genährt hat, ist verloren gegangen im Alltag. Kein Dauer-Pausen-Gefühl mehr.

Ist das vielleicht eine ganz normale Entwicklung, wenn Träume sich erfüllen?
Wir brauchen Pause von unseren Träumen
Ich behaupte, dass wir Abstand brauchen von unseren erfüllten Träumen – eine Traum-Pause eben.

Damit wir in der Ferne wiederfinden können, was wir in den damals noch unerreichbaren Wünschen gesehen haben, als wir noch genau ihr „Warum“ kannten.
Es muss sich mal wieder so anfühlen wie „damals“, als wir noch davon träumten – und seufzten beim Wegfahren.

„Der Lack ist ab“ sagte man früher – der Traum hat seinen früheren Zauber eingebüßt.
Soll die ursprüngliche Faszination und Kraft daraus lebendig bleiben, muss sie gepflegt werden – wie eine Beziehung zwischen Menschen.

Meine Beziehung zum Meer möchte also gepflegt werden, indem ich es
– ganz bewusst besuche, es ganz tief einatme,
– mit allen Sinnen wieder auskoste, was ich da vor der Haustür habe,
– dankbar dieses Geschenk wahrnehme und genieße.
Strand mit Aussichtsturm
Traum-Pause,
damit wir den Schatz wieder entdecken
Ich will das Herzblut, das in die Verwirklichung meines Traums geflossen ist, wieder spüren.

Deshalb nehme ich die Signale ernst und mache eine Pause vom Traum.
Ziemlich genau einmal im Jahr.
Andere mögen das schlicht „Urlaub“ nennen – aber das passt nicht, denn ich lebe ja schließlich „da, wo andere Urlaub machen“.

Ich nenne es daher „Pause vom Traum“ und freue mich jedes Jahr wie Bolle darauf.

Ich brauche Berge – einmal im Jahr.
So richtige – also die, wo kein Baum und Strauch mehr wächst, wo ich vor Ehrfurcht mit offenem Mund da stehe und hoch schaue und staune, wie schön das ist, was kein Mensch erschaffen kann.

Und dann nehme ich die Bergbahn und fahre nach oben und gehe die letzten Meter zu Fuß, damit ich in die Weite schauen und durchatmen kann . Mit Rundumblick.
Und da ist es wieder – das Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit.
Das weit schauen können, den Wind spüren und die klare Luft schmecken.

Nur zwei Dinge fehlen: die salzige Luft und das Rauschen der Wellen.
Aber die habe ich ja in zwei Wochen wieder ganz nah vor meiner Haustür.

Durch den Abstand und den Kontrast, den ich in meiner Pause erlebe, erinnere ich mich wieder, warum ich meinen Wunsch-Traum verwirklicht habe. Und freue mich auf Zuhause.

Die wunderbare Wirkung der Pause vom Traum.
Traum-Pause eben – unbedingt zu empfehlen!
Wenn Dir meine Gedanken ein Lächeln ins Gesicht zaubern
oder eine Inspiration daraus wächst,
dann gib mir einen virtuellen Cappuccino aus 😊.
Bis wir uns mal live treffen – dann zahle ich den Kaffee!

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4 Kommentare zu „Meine Traum-Pause“

  1. Liebe Lydia
    Herzlichen Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade #MeinePause! Ja, wir brauchen Pause von unseren Träumen. Pausen von dem, was gewöhnlich und ständig verfügbar geworden ist. Das symbolisiert sich für mich im Horizont, auf den ich zugehen kann, im Wissen, sobald ich dort bin, sehe ich wieder einen neuen.
    Deinen Beitrag habe ich mir angehört und erst danach die Bilder dazu betrachtet. Das hat mir ein neues Blog-«Lese»erlebnis geschenkt und ich schätze das sehr!
    Gruss aus der maximalen Distanz zum Meer mit viel Raum für Träume –
    Susanne

    1. Liebe Susanne,
      vielen Dank für Deinen Kommentar und die Ergänzung des Horizont-Beispiels. Das kann ich gut nachempfinden.
      Eine spannende Vorgehensweise, die Du gewählt hast – Hören und Nach-Sehen als Kombination. Könnte man ja glatt weiterempfehlen 😉
      Herzliche Grüße zurück
      Lydia

  2. Wie herrlich, liebe Lydia „Traumpausen“!
    Beim Anhören war ich wieder in St. Peter Ording und meiner Möwe. Ja, ich habe dort die Möwe Jonathan zurückgelassen. Wenn ich meine Augen zumache, sehe ich sie deutlich vor mir auf dem Pfahl sitzen und wir schauen uns tief in die Augen.
    Danke fürs daran Erinnern.

    1. Liebe Margaretha,
      Die Möwe Jonathan – ist das nicht ein Buch, das wir „damals“ alle gelesen haben?
      Freut mich, dass ich Dich zu einem Erinnerungs-Lächeln motiviert habe.
      Mir hat diese Vergangenheits-Reise auch sehr gut getan!

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