Lieber glücklich als zufrieden
Zu diesem Beitrag hat mich Alexandra Cordes-Guth mit ihrer Blogparade „Meine besten Glücksstrategien“ inspiriert, die sie Mitte Januar gestartet hat.
Wenn das Jahr die Nummer wechselt – also zwischen Silvester und Neujahr – kommen wir mehr als sonst in den Rück- und Vorschau-Modus. Meist beginnt das schon ein paar Tage (oder Raunächte) vorher – und hält auch eine Weile an.
Wir gehen mehr oder weniger zart mit unseren Erinnerungen um, bemitleiden oder feiern uns und schauen hoffnungsfroh oder mit Bedenken auf das, was da als nächste Lebens-Überraschung auf uns wartet.
Im Umfeld eines der letzten Jahreswechsel – ich weiß nicht mehr genau, welcher es war – schaute ich zurück und hatte gar nicht so viel auszusetzen. Ich erlebte eine ziemliche Ruhe in mir, konnte mich gut mit dem Gewesenen und dem Getanen identifizieren und schämte mich nicht für besonders viele Ereignisse.
Zeugnisnote 3 würde ich mal sagen – also befriedigend; wobei dieses Wort ja nun wahrlich nicht (mehr) zum normalen Denk- und Sprachgebrauch dient – also dachte ich wohl eher „zufriedenstellend“.
Genau – da war es, dieses Wort „zufrieden“.
Das war es ja gewesen, was ich unbedingt erzielen wollte.
Ein erstrebenswerter Seelen- und Gefühlszustand.
Endlich zufrieden!
Endlich nicht mehr irgendeinem Ideal hinterherjagen, einem Vorbild, Vergleichsmensch oder Herzfrequenz-Normalstand. Endlich „angekommen“ in – ja, wo eigentlich?
Im Zufriedenheits-Land?
Das bedurfte der genaueren Überprüfung.
Fühlte ich mich tatsächlich zufrieden? Im Frieden – mit mir und der Welt um mich herum?
Ja – es schien so zu sein.
Ein Gedanke hüpfte durch meinen Kopf: „und wenn es das jetzt war, wenn mein Leben jetzt zu Ende wäre – was würde mir fehlen? was hätte ich gerne noch erreicht, gesehen oder erlebt?“
Stille im Kopf – eine ganze Weile –
und dann zaghafte Zustimmung aus den hinteren Reihen.
„Ja – ich bin (wir sind) zufrieden und einverstanden
und es fehlt uns eigentlich nichts mehr.
Es ist eigentlich gut, so wie es ist.“
… EIGENTLICH …
Ein Wort – bedeutungsschwer wie zehn Sätze.
Offensichtlich war eben noch lange nicht „alles gut“.
Aber was brachte mich denn da wieder ins Grübeln?
Zart und leise meldete sich ein Stimmchen in mir und sagte
„zufrieden ist mir zu wenig – ich will glücklich sein!“
Ich war sprachlos – besser gesagt, sämtliche inneren Stimmen in mir waren sprachlos.
Glücklich sein als Zielzustand?
Glück ist doch das, was vom Himmel fällt,
wo man nichts für kann,
wo man einfach nur ein Freund der Götter ist,
von der Fee beschenkt wird
oder von Amors Pfeil getroffen wird.
Ich brauchte einige Tage und einige Denk-Runden, um mit meinem inneren Disput bezüglich Zufriedenheit und Glück klar zu kommen.
Als Zwischenergebnis wurde mir klar, dass für meine Zufriedenheit
– eine klare Entscheidung erforderlich ist,
– dass es sich hauptsächlich um die kognitive Bewertung der Gesamtsituation und der Lebensumstände handelt
– und dass der Grad meiner Zufriedenheit durch meine eigenen Maßstäbe und Ziele bestimmt wird.
So weit so gut – oder eben nicht gut.
Denn für einige meiner Zellen war „zufrieden“ offensichtlich nicht genug.
Was fehlte mir denn?
Was war zu kurz gekommen?
Mir war das mit dem Zufrieden-sein einfach zu langweilig, zu ruhig, zu eintönig, zu erwachsen, zu ordentlich, zu angepasst, zu …..
ZU WENIG ICH
Und da war auf einmal alles völlig klar.
Ich wollte Lebendigkeit, Lebensfreude, Überraschungen,
Aufregung, Gefühle, Spontaneität, Lachen, Hüpfen,
Kribbeln im Bauch, Schmutz an den Füßen,
zerzauste Locken und verschmierte Hände.
Ich wollte meine kindliche Freude wieder spüren.
Das war es, was ich wollte, wenn ich über glücklich sein nachdachte.
Mein Bild und auch mein Anker dafür ist der Delfin.
Den Anteil meines „freien inneren Kindes“ habe ich viele Jahre klein gehalten.
Mittlerweile meldet er sich regelmäßig zu Wort, wenn er zu kurz kommt.
Er stiftet mich an –
zum Malen, zum Spazierengehen im Regen,
zum Video drehen oder Kompott kochen.
Die schmutzigen Füße hole ich mir beim Strandspaziergang,
die zerzausten Locken werden immer wilder seit die Haare wachsen dürfen
und das Kribbeln im Bauch spüre ich deutlich, wenn ich über eine sehr hohe Hängebrücke gehe.
Ich genieße Vogelgezwitscher und Wellenrauschen,
Sonnenuntergänge und mit Eisregen überzuckerte Sträucher –
und fühle mich dabei zutiefst lebendig.
DAS IST GLÜCK – für mich
Und das ist meine Glücks-Strategie:
Glücks-Momente voll Lebendigkeit ins Leben hereinlassen,
sie mit allen Sinnen genießen
und die Energie, die diese Erlebnisse mitbringen,
tief in der eigenen Seele und im Körper verankern.
Und das ist viel mehr als nur Zufriedenheit!


Ich bin Theologin, Pädagogin und Coach
und auch Künstlerin, Bloggerin und Wahl-Ostfriesin.
Mit viel Herz zum Zuhören, Trösten, Mut machen und Fragen stellen
motiviere ich, unterstütze beim Gedanken sortieren und verbreite Freude.
Dafür verschenke ich auf meinem Blog Lächel-Impulse für mehr Lebensfreude
und sende monatlich am 27. meinen Lächel-Letter in die Welt, den Du hier abonnieren kannst.
Wenn Du individuelle Unterstützung beim Wiederfinden Deiner Lebensfreude möchtest
oder bei der Suche nach Deinem Sinn im Leben – dann schreib mir eine Mail.
Im 1:1 Coaching online oder live begleite ich dich ein Stück auf Deinem Weg zu Dir selbst.
Liebe Lydia,
wie schön zu lesen, wie du um die Wortbedeutung der Zufriedenheit ringst.
Am Ende entsteht bei mir das wohlige Gefühl von sowohl als auch.
Zufriedenheit mit dem was ist und was gewesen ist und dazu bitte kleine und große Glücksmomente, das fühlt sich nach einem erfüllenden Leben an.
Herzlichst Stephanie
Liebe Stephanie, da triffst Du den Nagel auf den Kopf: sowohl als auch.
Glücklich sein schließt ja die Zufriedenheit nicht aus, sondern setzt sie voraus und inkludiert sie somit.
Für mich fühlen sich die kleinen Glücksmomente wie Sahnehäubchen auf der Zufriedenheits-Torte an.
Einfach lecker 😉
Liebe Lydia, ach wie herrlich lebendig du deine Glücksmomente beschreibst. Da entstehen ganz viele Bilder in meinem Kopf. Und bei mir kommt an, dass das Glück mit vollen Händen in der Freude deines inneren Kindes liegt. Das frei und ausgelassen durch den Tag geht und auf ganz sinnliche Weise die Welt erlebt. Und sie durch die Augen des Herzens anschaut. Danke dir für den Einblick in deine Gedanken und deine Ideen zum Glücklichsein.
Liebe Grüße
Alexandra
Liebe Alexandra, mein innerer Delfin hatte soviel Freude beim Schreiben – das strahlt wohl durch jedes Komma hindurch.
Es freut mich sehr, dass es bei dir ankommt.