Im Auto

Anfang November.
Ich bin mit dem Auto unterwegs im Alten Land.
Ein paar letzte Nebelfetzen sind auf den Wiesen verteilt, die rechts und links der Straße liegen.
Entspannt fahre ich mit mäßiger Geschwindigkeit, Radiomusik und ohne Zeitdruck meinem Ziel entgegen.

Mein umherschweifender Blick bleibt an einer Bildstörung auf der Wiese hängen.
Etwas weiter hinten entdecke ich – irgendetwas Schwarzes, das sich bewegt.
Ach nein – es ist schwarz und weiß – und hat lange Beine – und Flügel – und der Kopf –
Moment mal,
da auf dem Kopf, das sieht ja fast aus wie – die Krone eines Kranichs.

Und daneben steht noch so ein „Ding“ – und noch eins – …
Immer mehr von diesen Wesen tauchen aus dem Nebel auf und schreiten majestätisch über die Wiese. Die langen Hälse und Köpfe gesenkt, nach Futter pickend, nur selten aufblickend, gemeinsam gemächlich vorwärtsschreitend.

Das kann doch nicht sein, denke ich. Sind das wirklich Kraniche? Gibt es die hier überhaupt?
Und dann auch noch in so großer Anzahl? Ich zähle mindestens 20 oder 30 Tiere.
Genauer geht das nicht – schließlich muss ich ja beim Fahren auch noch auf die Straße schauen.

Während ich grübelnd weiterfahre verschwindet die Wiese mit der merkwürdigen Erscheinung aus meinem Blickfeld. Ich werte es mittlerweile als optische Täuschung oder Fehlinterpretation.

So weit so gut – bis sich nach ein paar Kilometern die Erscheinung wiederholt.
Diesmal bin ich von Anfang an aufmerksamer und schaue genauer hin.
Es sind wohl tatsächlich Kraniche – auch das Gefieder sieht sehr typisch dafür aus.
Offensichtlich sind Kranichschwärme auf dem Weg in den Süden und rasten hier auf den Wiesen.

Als mein Blick auf die Navi-Anzeige fällt, entdecke ich auch die passende Beschriftung „Kranewiesen“.

Ab der dritten Gruppe, die ich entdecke, freue ich mich einfach nur noch – ohne das Schauspiel weiter infrage zu stellen.
Ein Lächeln hat sich auf meinem Gesicht breit gemacht und ich bin dankbar für dieses Geschenk der Natur.

Natur lässt uns Lächeln