Türchen 26 Adventskalender 2024

Vor dem Zoo

Sommer 1986

Ich stehe an, um Eintrittskarten für den Frankfurter Zoo zu kaufen. Junior ist gerade drei geworden und sitzt im Buggy.
Er freut sich auf den Zoo und ist ganz hibbelig. Vor ein paar Wochen waren wir zum ersten Mal hier – und es hat sofort gefunkt. Er liebt es, Tiere zu beobachten – Tauben auf dem Marktplatz, Enten im Park, den Pfau und die Streicheltiere, die er mit seinen Großeltern in Kassel immer besucht.

Und jetzt besuchen wir die ganz Großen, die besonders Beeindruckenden.
Die haben ihn bei unserem ersten Besuch fasziniert. Die Bären, die ihr Gehege direkt hinterm Eingang haben, fand er ganz toll. „Mama, ich will rein!“ Ich kann ihn kaum noch im Wagen halten. Aber jetzt sind wir auch schon dran.

Eine Familien-Jahreskarte bitte,“ sage ich.
Ja – wir haben uns entschlossen, eine Jahreskarte zu nehmen. Wir wohnen in Offenbach – nah genug, um auch am späten Nachmittag einfach nochmal für zwei Stunden in den Zoo zu fahren. Aber dafür eine normale Eintrittskarte kaufen – das wird schnell ganz schön teuer. Also Jahreskarte – eine sehr gute Entscheidung, wie sich in den nächsten Jahren zeigen wird. Wir werden das recht lange beibehalten und auch häufig nutzen.

Zurück zum ersten Mal. Wir haben es geschafft, die Karte in der Tasche und die Schlange hinter uns gelassen. Direkt hinter dem Eingang begrüßen uns die wunderschönen rosa Flamingos. Fast alle auf einem Bein. Junior will ungeduldig weiter. Die großen, gefährlichen Tiere sollen es sein.
Jetzt. Sofort!

Gut, dass die Eisbären gleich als nächstes kommen. Junior darf aus dem Buggy aussteigen und steht fasziniert an der Umrandung. Ganz schön lange. Ich kann entspannt daneben stehen und bin gerade nicht gefragt. Angenehm – gut zum Runterkommen nach dem Arbeitstag.

Irgendwann hat Junior genug.
Weitergehen,“ lautet seine Ansage.
OK – also weiter. Gibt ja genug zu sehen. Und wir haben Zeit.
Der Zoo schließt erst in zwei Stunden – und ab jetzt können wir ja jeden Tag wiederkommen. Auch an Schlechtwetter-Tagen, denn der Zoo hat jede Menge Tierhäuser.

Heute ist aber schönes Wetter – und neben den Bären wohnen die Tiger. Die sind noch ein bisschen spannender. Groß und gefährlich. Junior strahlt und zeigt mir, wo sich die Tiger hinter Büschen versteckt hingelegt haben.

Keine Ahnung, ob er eine Viertelstunde geduldig darauf wartet, dass sie herauskommen – oder noch länger – irgendwie bleibt die Zeit stehen, weil wir beide so entspannt sind.

Bis wir es hören. Das tiefe Brüllen. Laut – und immer lauter.
Das Rufen einer anderen Großkatze – des Löwen.
Junior erschrickt – das Brüllen wird durch die Akustik im Raubtierhaus verstärkt, in dem damals noch Löwen, Panther und Leoparden untergebracht sind.

Da will ich nicht hin,“ sagt Junior sehr entschieden. „Einverstanden,“ antworte ich.
Wir schauen noch ein paar deutlich kleinere Tiere an – zum Runterkommen sozusagen – und dann machen wir uns auf den Heimweg – und freuen uns aufs Wiederkommen.
Bald – verspreche ich Junior. Er nickt – und auf dem Heimweg erzählt er mir noch ein paarmal, was er alles gesehen hat und wie groß die Tiger waren – und die Bären.

Als Gutenacht-Geschichte muss heute natürlich das Janosch-Buch rausgesucht werden. Das mit dem Bären und dem Tiger.
O wie schön ist Panama!

Mit einem seligen Lächeln schläft er ein.

Zoobesuche lassen uns lächeln.

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