Warten mit Perspektive
entstanden im Schreibrefugium von Anke Spory
Thema „Warten“
… Warten in Begeisterung …
Noch fünf Minuten.
Gemurmel im Saal, Raunen, Kichern, leise Gespräche, Begrüßungen, Winken. Die Letzten kommen hereingehüpft, möglichst schnell, möglichst leise und unauffällig. Sie suchen ihre Plätze, drängen sich an denen vorbei, die schon gesessen haben und jetzt nochmal aufstehen. Leichte Hektik ist spürbar, Jacken müssen verstaut werden und ein paar Handtaschen.
Noch drei Minuten.
Das Licht wird schon etwas gedimmt, die Gespräche noch etwas leiser. Spannung liegt in der Luft, greifbar, spürbar, hörbar durch reduzierte Geräusche.
Noch zwei Minuten.
Förmlich knisternd ist diese erwartungsvolle Energie, die sich ausbreitet. Diese Ahnung, dass gleich Wundervolles geschehen könnte. Dass man mittendrin ist, statt nur dabei, wie im Kino oder auf Facebook, wo es dann vielleicht gar nicht echt ist.
Noch eine Minute.
Nein, halt, sie ist schon vorbei. Er öffnet sich, der Vorhang. Vor uns liegt eine Bühne im strahlenden Licht von tausend Sternen. Wir tauchen ein.
Wir lassen das Hier und Jetzt … LOS.
… das Warten brodelt …
Noch fünf Minuten.
Ich halte das nicht mehr aus, diese Spannung, diesen Sekundenzeiger, der wie festgeklebt auf der Stelle steht.
Ich will raus, endlich raus.
Ich merke, wie meine Energie überkocht.
Wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht, werde ich gleich explodieren. Ganz sicher.
Tausendmal habe ich diesen Moment geprobt, mich hineinversetzt, die Gefühle gespürt, die mich erfassen.
Jedenfalls dachte ich das. Falsch gedacht.
Nichts habe ich bisher gespürt, das auch nur annähernd an das heranreicht, was jetzt in mir los ist.
Noch drei Minuten.
Nein, das geht nicht. Ich kann jetzt nicht noch mal aufs Klo.
Keine Zeit. Und doch viel zu viel.
Ich will, dass es losgeht, dass ich endlich alles rauslassen darf, endlich mein Inneres, mein besonderes Ich freilassen darf.
Noch zwei Minuten.
Atmen. Einfach atmen.
Vier Zähler ein, vier Zähler anhalten,
vier Zähler aus, vier Zähler anhalten.
Kastenatmung.
Hilft.
Das Herz beruhigt sich.
Ich beruhige mich.
Noch eine Minute.
Jetzt bin ich klar.
Fokussiert.
Da.
Vorhang auf.
Das Abenteuer des Heute beginnt JETZT.
… im Warten versinken …
Noch fünf Minuten.
Ich werde ihn sehen. Gleich. Zum ersten Mal live.
Ganz nah. Erste Reihe Mitte.
Ich nehme das Gemurmel und Getuschel um mich herum gar nicht mehr richtig wahr. Ich bin in mich gekehrt, will alles andere draußen halten.
Platz schaffen für ihn, für das, was ich empfangen werde.
Die Blicke, die Musik, die Energie, das Licht.
Noch drei Minuten.
Ich fühle mich klein, werde wieder ein bisschen Kind. Spüre den Impuls, meine Schuhe auszuziehen, die Füße hochzunehmen und die Knie ans Kinn.
So wie ich früher gebannt an seinen Lippen hing, wenn er im Fernsehen auftrat. Kein Vergleich mit hier.
Noch zwei Minuten.
Ich möchte mich verkriechen, damit ich unsichtbar für alle anderen werde.
Möchte eine kleine Maus sein, die sehen kann, ohne gesehen zu werden.
Die hören kann und doch nicht gehört wird.
Noch eine Minute.
Mir bricht der Schweiß aus.
Ich weiß nicht, wohin mit den feuchten Händen,
wohin mit dem Herz, das aus mir heraushüpfen will.
JETZT. IST. ER. DA.

Ich bin Theologin, Pädagogin und Coach
und auch Künstlerin, Bloggerin und Wahl-Ostfriesin.
Mit viel Herz zum Zuhören, Trösten, Mut machen und Fragen stellen
motiviere ich, unterstütze beim Gedanken sortieren und verbreite Freude.
Dafür verschenke ich auf meinem Blog Lächel-Impulse für mehr Lebensfreude
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